Sorgerecht und Serientäter - Psychiaterin ermittelt

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evaczyk Avatar

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Eigentlich hätte die Psychiaterin Nathalie Svensson gar nicht die Zeit, die Arbeit einer Sonderkommission der Polizei in Uppsala zu unterstützen. Ein erbitterter Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex steht kurz vor der gerichtlichen Entscheidung und da für die Kinderbetreuung ihre dem Alkohol nicht abgeneigte Mutter einspringt, geht sie die Arbeit nicht gerade entspannt an. Doch der Serienvergewaltiger, der drei blonde junge Frauen jeweils um Mitternacht missbraucht und gewürgt hat, scheint schnell noch gefährlicher zu werden: Während die beiden ersten Opfer überlebten, gibt es nun eine Tote.


Nathalie Svensson ist in diesem Fall auch persönlich betroffen - sie kannte das ermordete Mädchen, die einzige Tochter einer ihrer besten Freundinnen. Über das soziale Umfeld der jungen Frauen versuchen Svensson und ihre Polizeikollegen, einen gemeinsamen Nenner für die Taten zu fnden. Die Vorgehensweise war jeweils ähnlich, die Opfer ähnelten sich äußerlich, und jedes Mal nahm der Täter den linken Schuh mit, gewissermaßen als Trophäe.


Zu dumm, dass gleich mehrere Verdächtige auf die Beschreibung passen, Die Zeit drängt, denn nur allzu bald könnte der Unbekannte wieder zuschlagen, Ist womöglich der Typ aus dem Internet, mit dem sich Svensson für einen dann eher abtörnenden One Night Stand verabredet, gestört genug, um für die Vergewaltigungen in Frage zu kommen? Nicht nur wegen des Sorgerechtstreits zögert Svensson, ihre Kollegen auf den Mann aufmerksam zu machen.


In einem anderen Erzählstrang erlebt eine schüchterne und sexuell unerfahrene Theologiestudentin mit einem Fremden im Chat die erste Verliebtheit, will sich auf ein Treffen einlassen - naht hier die nächste Tragödie?


Jonas Mostrom setzt mit "Mitternachtsmädchen" mehr auf subtile Spannung als auf die Schilderung von Gewalt. Der Leser weiß/ahnt mehr als die Ermittler, während die Studentin ihrem Date entgegenträumt, Und auch die Männer, die im Brennpunkt der Ermittlungen stehen, werfen Fragen auf. Irgendwie arme Würstchen, teilweise fast bemitleidenswert, andererseits aber ziemlich gestört. Wo endet die Selbstkontrolle eines labilen Menschen, wie weit kann ein potenzieller Täter seiner dunklen Seite widerstehen? Diese Frage stellt sich nicht nur die Psychiaterin.


Das Buch ist das dritte in einer Reihe und enthält eine Reihe von Querverweisen auf die Vergangenheit Svenssons. Für einen Erstleser, der mit "Mitternachtsmädchen" einsteigt, bleibt da zwar einiges offen, aber sei´s drum: Für Spannung ist allemal gesorgt.