Hoffnungsvolle Wellen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
jr17 Avatar

Von

Das Cover lässt keinen Zweifel: Bei Roisin Maguires Roman "Mitternachtsschwimmer" ist die altbekannte Faszination Meer der Dreh und Angelpunkt einer Geschichte über Freundschaft, Verlust und dem Neuen. Für mich ist es der erste Roman, der die Anfangszeiten des Lockdowns verarbeitet. Doch die Kulisse für diese Aufarbeitung ist ein Ort, an dem die Pandemie kaum angekommen ist: Ballybrady, ein kleines Dorf in Irland, ist so dünn besiedelt, dass die Pandemie nur in Form des Lockdowns und des Abstandhaltens eintritt, nicht aber in Form von vielen Kranken. Dies bietet Autorin Maguire eine spannende Grundlage für ihre Erzählung über ambivalente, sehr realistische Charaktere. Die schroffe Grace klingt nach einem Klischee, wird von Maguire aber auf sehr vielschichtig erzählt. Der tolpatschige Evan, den es nach Ballybrady verschlägt, ist weder Held noch Versagertyp. Und wird gerade in Situationen mit seinem Sohn Luca besonders nahbar.
Das ein oder andere Mal hätte ich mir gewünscht, dass Roisin Maguire etwas weniger erklärt, die Dinge stehen lässt, wie sie sind oder ihren Charakteren etwas mehr Veränderungszeit lässt. Doch insgesamt bleibt genügend Raum für die eigenen Gedanken. Der Roman entlässt mich mit warmen Dialogen, die im Gedächtnis bleiben.