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Ich habe ein Faible (zumindest in Büchern) für störrische, eigensinnige Leute, die nicht den Erwartungen entsprechen, die man an sie stellt. Dieses Buch bietet uns ein Sammelsurium solcher Menschen.
Grace ist ein ziemliche Eigenbrötlerin. Fast ihr ganzes Leben hat sie in diesem Dorf verbracht, die anderen Dorfbewohner halten sie für etwas verrückt. Sie ist ruppig und sehr direkt, auch in ihrer Wortwahl. Sie ist mutig und selbstbewusst.
Evan dagegen ist scheu, ängstlich, devot. Eine Familientragödie hat ihn völlig aus der Bahn geworfen und niemand weiß - er selbst am wenigsten - ob er je wieder in die Spur zurückfinden wird.
Von seiner Frau Lorna erfährt man zunächst nicht so viel, das wenige, das erzählt wird, lässt sie sehr herrisch erscheinen.
Ihr gemeinsamer Sohn Luca ist taub, er ist kontaktscheu und schwierig.
In Ballybrady gibt es weitere Dorfbewohner, die man im Verlauf der Geschichte kennenlernt, die meisten etwas schrullig und speziell, aber sie sind eine Dorfgemeinschaft im engeren Sinne des Wortes, sie sind füreinander da.
Große Liebe zu den Menschen und zur Natur zeichnen das Buch aus, insbesondere auch eine hohe Wertschätzung von Menschen oder Tieren mit "Mängeln", eine klare Botschaft gegen Ausgrenzung und abschätziges Verhalten.
Die gemeinsamen Erlebnisse der nächsten Wochen - manche harmlos, manche dramatisch - bringen die Menschen zusammen, Beziehungen entstehen, Verschwiegenes und Unterdrücktes kommt ans Licht. Und am Ende gibt es dann auch so etwas wie Zuversicht.
Das Buch handelt von Einsamkeit und Gemeinschaft, von Trauer und Schuldgefühlen, vom Menschsein und der Menschlichkeit.
Die Charaktere werden warmherzig beschrieben und vorgestellt, die Liebe der Autorin zum Meer ist spürbar. Das Buch lässt sich schnell und gut lesen und hat auch humorvolle Stellen, wenn z.B. Grace auf eine Gruppe von Großstadt-Teenagern trifft oder im Pub die Kommentare der Nachbarn bissig beantwortet.