Wie ein aufgewühltes Meer

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antie Avatar

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„Mitternachtsschwimmer“ ist ein Roman mit zahlreichen sperrigen Charakteren. Sie sind geprägt von ihrer Vergangenheit und von der Gegend, in der sie leben. Im Laufe des Buches wird klar, warum sie so und nicht anders sind. Eine wichtige Rolle spielt für den Fortgang der Handlung die raue Landschaft, die sehr anschaulich in all ihren Facetten geschildert und bereits im Cover sehr eindrucksvoll dargestellt wird. Der zeitliche Hintergrund wird von der Coronakrise gebildet.
Um es vorweg zu sagen: Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Dazu trägt bei, dass die Protagonisten bei aller Unzugänglichkeit und Besonderheit immer Sympathieträger*innen bleiben, einem ihr Schicksal ans Herz geht und man schnell in das Leben der Menschen an diesem eher unwirtlichen Strand eintaucht.
Allerdings setzt der Roman ein wenig zu sehr auf action. Dass Evan gleich zweimal aus dem Wasser gerettet werden muss und dann auch noch sein Sohn verschwindet, wird in ausführlicher Dramatik geschildert. Dadurch wird zwar die Souveränität von Grace unterstrichen, aber weniger wäre hier mehr gewesen.
Auch dass sich zwischen Evan und Grace eine Liebesgeschichte entwickelt, ist eher unerwartet und nicht ganz plausibel. Man gönnt es ihnen allerdings von Herzen.
Erst allmählich wird aufgedeckt, wie die kleine Tochter von Evan ums Leben gekommen ist. Bis dahin bleibt man als Leser*in neugierig und beunruhigt, auch wenn von Anfang an die Sympathien bei Evan liegen und man nicht glauben kann, dass er seinem Baby etwas angetan hat. Es ist eine interessante Wendung, wenn sich am Ende herausstellt, dass sich alle Familienmitglieder gleichermaßen schuldig fühlen.
Schlussendlich bleibt man als Leser*in zufrieden zurück, weil es sich so fügt, dass jede Figur zu ihrem inneren Kern zurückfindet und ihren Platz findet.