Geister, Erscheinungen und klerikales Gelichter

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elke17 Avatar

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Merrily Watkins, Pfarrerin im Dienst der englischen Kirche, hat nach ihrer Anstellung als Hilfsgeistliche in Liverpool mittlerweile ihre eigene Gemeinde in Ledwardine, einem kleinen Ort im ländlichen Herefordshire an der walisischen Grenze. Dort lebt die alleinerziehende Mutter mit ihrer 16-jährigen Tochter und kümmert sich um die geistlichen Belange ihres Sprengels.

Bischof Michael Hunter möchte den ehemaligen Diözesan-Exorzisten T.H.B. Dobbs los werden und das Amt entstauben und so trägt er Merrily die Aufgabe eines "Beraters für spirituelle Grenzfragen" an. In diese Funktion nimmt sie, als einzige Frau, an einer Arbeitsgruppe von Geistlichen teil, deren Leitung Huw Owen inne hat. Mit Hilfe von Videos und Fachvorträgen möchte dieser die Gruppe für "übersinnliche" Erscheinungen und Phänomene sensibilisieren, die sich aber nach Meinung von Merrily ebenso gut durch rationale Argumente erklären lassen würden z.B. eine misshandelte Frau oder ein seltsamer Abdruck an der Wand, der angeblich von dem "grauen Mönch" stammt.

Prinzipiell scheint Huw eh etwas gegen Frauen als Geistliche zu haben und so rät er Merrily bei einem Spaziergang, das Berater-Amt abzulehnen. Während dieses Gesprächs keimt in ihr der Verdacht auf, dass es in  Huws Biografie ein einschneidendes Erlebnis gegeben haben muss, weshalb er sich nun in dieser Gegend, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, versteckt.

Zurück in der Arbeitsgruppe ist mittlerweile das Video samt Recorder offenbar durch spontane Selbstentzündung zerstört worden und Merrily hat den Eindruck, das die Dinge außer Kontrolle geraten.

Soweit die Leseprobe. 

Wie schon in dem Vorgängerband "Frucht der Sünde" beschreibt Rickman weniger einen Krimi, als vielmehr ein Soziogramm einer scheinbar harmonischen englischen ländlichen Gemeinde mit Geheimnissen, unerwarteten Wendungen und Beziehungen, die sich bei näherem Hinschauen als kleine Tragödien entpuppen. Das nimmt dem Buch aber nicht die Spannung - im Gegenteil. Mich faszinieren diese Untiefen, die sich plötzlich im Zwischenmenschlichen auftun und ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekäme, dieses Buch lesen zu dürfen und mitzuerbeben, ob sich Merrily Watkins als "Beraterin für spirituelle Grenzfragen" bewährt.