Anders als erwartet

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
emma stjern Avatar

Von

Von "Mittwoch also" war ich die ersten Seiten sehr angetan, insbesondere da es eine norwegische Autorin ist und ich großer Norwegen Fan bin. Leider hat es dann sehr nachgelassen. Aber von vorne:
Hedda ist Mitte 30, wurde von ihrer Affäre verlassen, ihr wurde gekündigt und sie macht kurzerhand einen Trip durch Europa, bei dem sie Miro kennenlernt und einen One-Night-Stand hat. In Oslo zurück stellt sie fest, dass sie schwanger ist und möchte eine Abtreibung. Doch dazu schreibt das Gesetz eine Bedenkzeit vor. Bis Mittwoch...
Das Buch klang für mich nach einer gedanklichen Auseinandersetzung des Für und Wider der Abtreibung. Leider war dem nicht so. Die ersten Seiten waren sehr unterhaltsam geschrieben, durchaus mit Wortwitz und Selbstironie der Protagonistin. Doch dann ändert sich der Schreibstil, nach dem Treffen mit Miro. Dieser philosophiert den ganzen Tag über Gott und die Wekt, über gesellschaftliche und politische Themen, kreuz und quer und genau so chaotisch und durcheinander werden diese zu Papier gebracht. Hedda denkt nicht nach, sie lässt sich treiben, verdrängt und verpasst die Frist. Sie überlegt sich daher andere Wege, das Kind 'loszuwerden'. Bei Hedda hatte ich nicht das Gefühl einer Mittdreißigerin, eher einer Anfang 20-jährigen, die völlig planlos durch ihr Leben steuert. Dazu ist die angekündigte Feministin eher abhängig von Lukas und alles andere als unabhängig. Ich hatte mir etwas anderes versprochen und mehr erhofft.
Im Original heißt das Buch "Jeg nekter å tenke" was übersetzt "Ich weigere mich zu denken" bedeutet. Das wäre in meinen Augen der bessere Titel für den Inhalt gewesen.