War leider - bis auf den Anfang - überhaupt nicht meins

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petzi_maus Avatar

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Wenn man sich bei diesem Buch - wie Titel und Klappentext implizieren - eine Geschichte über eine starke junge Frau erwartet, die ungewollt schwanger wurde und im Inneren mit sich selbst Überlegungen anstellt und die Vor- und Nachteile einer Abtreibung abwägt - für die sie vom Norwegischen Amt aus 3 Tage Zeit hat - bis Mittwoch also - dem sei hier gesagt, dass er mit diesem Buch absolut nicht glücklich wird. So ging es mir.
Wenn man jedoch gerne innere Monologe über alles Mögliche liest, philosophisch und politisch äußerst interessiert ist, dann ist man hier richtig.

Der Anfang mit Heddas Besuch beim Amtsarzt gefiel mir noch recht gut, denn hier las man genau das, was der Klappentext versprochen hat, auch wenn der Schreibstil der Autorin für mich erst mal gewöhnungsbedürftig war: kurze, einfache Sätze, jedoch nicht sehr "gefällig" und für meinen Geschmack zu langatmig und ausschweifend, "schwafelnd".
Die Geschichte ist in ich-Form aus Sicht von Hedda Holler erzählt.
Mit der Protagonistin Hedda konnte ich auch nicht wirklich warm werden: sie ist 33 Jahre alt, verhält sich aber teilweise wie ein unreifer Teenager. Sie hat zwar gerade viel Schlechtes erlebt: Job verloren, Freund verloren. Und ich bin auch ein ganz anderer Typ - ich würde mich nie alleine auf eine Urlaubsreise begeben, so wie Hedda es machte, um aus ihrem Trott rauszukommen.
Doch dass man bei einem One-Night-Stand mit einem Fremden ein Kondom verwenden muss, das lernt man schon als ganz junger Mensch. Und war auch in Norwegen im Jahr 2016 bekannt.
Auch Heddas ironisch-schwarzer Humor war nicht nach meinem Geschmack und sie bzw. die ganze Atmosphäre war mir zu düster-pessimistisch. Nicht umsonst ist Hedda depressiv und nimmt Medikamente.
Man kann zu Hedda keine Verbindung aufbauen, weil sie zu unreif, zu wenig emotional ist; sie analysiert Lukas bzw. die 'Beziehung' und alles drumherum zu Tode. Sie ist unreif, lebt in den Tag hinein und hat einen "Kopf-in-den-Sand"-Charakter, wenn es um unangenehme Entscheidungen geht und ignoriert Probleme.
Seltsam fand ich auch, dass Hedda keine richtige Hilfe bzw. Aufklärung vom Arzt erhalten hat; und dass sie nicht mit ihrer Freundin Kika über die Schwangerschaft spricht. Eltern bzw. Familie kommen überhaupt nicht vor.
Hedda macht keinerlei Entwicklung durch, sie entwickelt sich nicht weiter, oder wird reifer und erwachsener.

Der Charakter Milo ist leider auch nicht sympathischer; er ist ein Lebenskünstler, interessiert sich nicht wirklich für Hedda, obwohl er ihr nachläuft, trotzdem sie erkenntlich gezeigt hat, dass er ihr auf die Nerven geht, und hat skurrile Ideen zum Geldverdienen.
Norwegen wird in diesem Buch leider als deprimierendes Land dargestellt.

Ich wurde insofern zum Nachdenken angeregt, als dass ich mir wirklich ganz fest vorgenommen habe, meine Tochter weiterhin so zu erziehen, dass ich sie über alles aufkläre, dass sie mich alles fragen kann, und dass sie eine lebensfrohe und charakterstarke junge Frau werden möge! Denn wenn ich sehe, was es für Menschen und Charaktere geben kann, dann kann ich nur den Kopf schütteln - denn Personen wie Hedda tun mir einfach nur leid und sowas wäre zu verhindern gewesen.

Das Cover muss man auch erwähnen - es ist außergewöhnlich, ein Blickfang, bleibt im Gedächtnis; aber so richtig schön ist es nicht. Ein bisschen psychedelisch. Passt aber zum Inhalt und der Protagonistin.


Fazit:
War leider gar nicht meins - leider implizieren Titel und Klappentext einen ganz anderen Inhalt. Ich hätte das Buch sonst nicht gelesen, ich bin kein Freund von schwafelnden, philosophierenden und politisierenden (inneren) Monologen. Nur der Anfang hat mir gefallen, daher 2 Sterne.