Eine neue und moderne Lovecraft Story mit leichtem Gruselfaktor!

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nora3112 Avatar

Von

Mörderische Renovierung
von Edgar Cantero
Golkonda Verlag


In dieser, am 26. Oktober im Golkonda Verlag erschienenen Geschichte, überrascht uns der Autor Edgar Cantero mit seiner ganz eigenen Interpretation einer Geisterhausgeschichte.
Kein gewöhnlicher Erzählstil, der zwar leicht zu lesen ist, aber vielleicht nicht jedermanns Geschmack trifft. In meinem Fall jedoch, hat mir diese kreative Idee, eine Geschichte zu erzählen, die sich aus einem Sammelsurium aus Videoaufzeichnungen, Tagebucheinträgen, verschlüsselten Nachrichten, Briefen und Tonaufzeichnungen zusammensetzt, sehr gefallen und es hat mich fasziniert, dass das auch noch funktioniert. Denn ich empfand sowohl Spannung als auch einen leichten Grusel.

Der Protagonist A. (nein, einen richtigen Namen erfahren wir in diesem Buch nicht) erbt überraschend die alte Villa und den gesamten, ziemlich üppigen Besitz, seines ihm bisher unbekannten Verwandten Ambrose Wells, der dem Leben überdrüssig, erst kürzlich aus dem Fenster eben jener Villa sprang und den Tod fand.
A . und seine stumme und sehr junge Partnerin Niamh („Nief“ ausgesprochen) beziehen, neugierig und vom neuen und unverhofften Reichtum überrumpelt, das vermeintliche Geisterhaus.
Es dauert nicht lange und A. wird von schrecklichen Albträumen heimgesucht, Glühbirnen explodieren und der unbekannte Schatten eines kleinen Mädchens taucht in dem alten Gemäuer auf. Als ob das noch nicht genug zum Gruseln wäre, ist das Haus samt Grundstück voll von mysteriösen Hinterlassenschaften, verschlüsselten Botschaften und Anzeichen einer vermeidlich geheimen Gesellschaft des Vorbesitzers, die angeblich jedes Jahr zur Wintersonnenwende in der Villa zusammenkommt. Auch dieses Jahr? Denn dieser Termin steht kurz bevor und es gibt für A. und Niamh noch jede Menge knifflige Rätsel zu lösen.

Der Autor hat eine ganz eigene Art, dem Leser seine beiden Protagonisten nahe zu bringen. Selten habe ich so viel Zeit zugebracht, eine zwischenmenschliche Beziehung von Romanfiguren zu interpretieren wie die zwischen A. und Niamh. Sie wirken wie ein Paar ohne es wirklich zu sein oder sein zu wollen. Zumindest A. macht mir nicht den Anschein mit zwischenmenschlichen Beziehungen umgehen zu können.
Die Geschichte beinhaltet sehr viele und teils auch komplexe Rätsel, zum Beispiel wird sehr detailliert auf die manuelle Verschlüsselung von Nachrichten eingegangen. Das muss man mögen oder man überfliegt diese Stellen. Heißt, wer hier nur Bahnhof versteht, läuft am Ende nicht Gefahr, dass irgendwo im Buch dieses Wissen abgefragt wird um die Geschichte zu verstehen.
An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Grusel versprochen, aber das spannende Ende hat dieses kleine Manko für mich persönlich eigentlich wieder wettgemacht.
So kann ich Canteros Erzählung beruhigt meine Leseempfehlung aussprechen. Für den Liebhaber leichten Grusels und mit Hang zum Kryptischen ist es sicherlich ein Schatz. Wer blutrünstigen Splatter und Gänsehaut non-stop erwartet, wird hier nicht fündig.