Mein Haus, mein Hund, mein Geheimnis

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Edgar Canteros „Mörderische Renovierung“ war in der Tat ein Lese-Erlebnis der etwas anderen Art. Dieser Roman wirft einen direkt in die laufende Handlung, reißt einen mit, wirbelt einen ständig herum, berichtet eine Menge, lässt einiges weg und liefert einen am Ende irgendwo am Weg wieder ab, wo man dann sitzt und alles noch einmal in Ruhe überdenken muss. Irgendwie bleiben ein paar Fragen unbeantwortet und man kann sich des etwas melancholischen Gedankens nicht erwehren, dass die Geschichte noch weiter geht - allerdings ohne einen.
Aber von Anfang an: Kurz gesagt handelt das Buch von einem jungen Mann, der ein prächtiges, wenn auch etwas seltsames Herrenhaus von einem anscheinend etwas exzentrischen amerikanischen Verwandten geerbt hat. Zusammen mit seiner Begleitung, einer irischen Punkerin im Teenie-Alter, nimmt er das Erbe in Besitz, entdeckt dass nicht alles im Haus ist, wie es scheint, dass sein entfernter Verwandter interessante Hobbies und noch viel interessantere Freunde hatte und findet sich in einem Strudel von Geheimnissen, Alpträumen, Geheimgesellschaften und noch mehr Geheimnissen wieder.
Die Thematik an sich ist schon sehr gut umgesetzt. Auf jeder Seite scheint etwas Neues zu passieren, man bekommt immer neue Hinweise und tappt genauso viele Male trotzdem im Dunkeln. Aber der wirkliche Kniff in diesem Werk (und das, was es eigentlich so verschachtelt macht) ist die Art und Weise wie Cantero seine Geschichte präsentiert. Es gibt keinen allwissenden und in gewisser Weise auch keinen kontinuierlichen Erzähler. Der Leser erfährt die Geschichte durch die Tagebucheinträge, Briefe, Aufzeichnungen, Videomaterial (als Skript) der beiden Hauptpersonen. So erhält man verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen, was manchmal hilfreich, manchmal aber auch verwirrend ist.
Ganz ehrlich, es ist schwierig dieses Buch irgendwie zusammen zu fassen oder ausführlich zu beschreiben (vor allen Dingen ohne zu viel vorwegzunehmen), also bleibt mir eigentlich nur zu sagen: Machen Sie die Erfahrung selbst. Lassen Sie sich auf diese Art der Erzählung ein, lassen sie sich mitreißen und verzweifeln Sie nicht, wenn sie etwas nicht auf Anhieb verstehen. Es ist ein wilder literarischer Genre-Mix-Ritt und ich habe jede Seite genossen.