Wenn sich Genialität mit Phantasie mischt

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ismaela Avatar

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Immer mal wieder gibt es so Bücher, für die man an der Haustür des Autors klingeln möchte, um sein Gesicht abzuküssen. Oder zumindest um ihn anzubetteln, doch bitte eine Fortsetzung zu schreiben. Nachdem man seine Wut niedergekämpft hat, weil es das betreffende Buch schon eeewig gibt, und man erst durch die Übersetzung überhaupt erst darauf aufmerksam wurde.

"Mördersiche Renovierung" ist so ein Buch. Zwar würde ich mir das mit dem Abküssen nochmal überlegen, aber für eine Fortsetzung davon würde ich es mir schon nachts vor der Buchhandlung auf dem Bürgersteig bequem machen. Egal.

Der einzige Kritikpunkt, den ich für diese Geschichte finde, ist, dass sie eigentlich viel zu komplex ist, als dass man sie in knappe 400 Seiten quetschen könnte (ein- zweihundert Seiten mehr hätte das durchaus vertragen), und dass der Schluss für mich persönlich viel zu abrupt und brutal ist. Da hätte ich mir eine elegantere Lösung gewünscht.
Aber der Rest ist so vollgepackt mit Ideen, mit vertrackten Rätseln, mit dubiosen Wendungen und Cliffhangern, dass man über diese Defizite gerne hinwegsieht.
Das Erzählen der Geschichte auf verschiedenen Ebenen und Arten - Briefe, Tagebucheinträge, Tonband- und Videoaufzeichnungen, Notizen etc. - macht das ganze zu einem Leseabenteuer, dem man sich nur schwer entziehen kann. Zwar geraten vor allem die Code-Knackereien ab und an ein bisschen lang, aber dafür wird man mit absolut schrägen und liebenswerten Charakteren belohnt, die einem ans Herz wachsen.
Die Idee ist so simpel wie genial: der namenlose Protagonist A erbt ein großes Spukhaus eines dubiosen amerikanischen Onkels, der sich, genauso wie sein Vater vorher, durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben genommen hat. Dieses Haus ist Schauplatz eines mysteriösen jährlichen Treffens einer Gruppe von Männern, die alle ein bestimmtes Spiel spielen, und dafür auf die Offenbarungen einer kristallenen Speicherkugel angewiesen sind. Und auch A und seine stumme Begleiterin sind nicht die, für die sie sich ausgeben...

Mehr kann man zu dieser Geschichte eigentlich nicht schreiben, ohne komplett zu spoilern, also spare ich mir jedes weitere Wort und sage nur: Lesen!