Psychopatischer Frauenmörder trübt Provence-Idylle

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evaczyk Avatar

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Ein sadistischer Frauenmörder, dessen Psyche ziemlich gestört ist und der die Polizei mit abgeschnittenen Füßen seiner Opfer zu verhöhnen scheint, Ermittler unter Druck und obendrein eine Psychologin, die den Polizisten in Le Lavandou bei der Verbesserung ihrer Kommunikation helfen soll – dieser Herbst in der Provence hat es in sich. Rechtsmediziner Leon Ritter rätselt nicht nur über das Vorgehen des Mörders, sondern auch über seine Beziehung zur stellvertretenden Polizeichefin Isabelle Morell.

Die signalisiert nämlich, dass das harmonische Zusammenleben allein eingentlich nicht mehr genug ist für sie. Leon ist schnell klar: Isabelle will einen Heiratsantrag. Was er nicht weiß – will er das auch? Dass die attraktive junge Psychologin ihm recht deutlich signalisiert, dass sie ihn ebenfalls interessant findet, macht es für den Pathologen nicht einfacher. Wie einfach könnte doch das Leben sein, mit den letzten Spätsommertagen am Meer, mit Boule und einem Rosé, wenn nur Frauen und Mörder nicht wären….!

Mit “mörderisches Lavandou” erspart Remy Eyssen den Lesern nicht ein paar ziemlich gruselige Szenen, denn die Morde, die es aufzuklären gilt, sind ausgesprochen grausam. An Verdächtigen mangelt es der Polizei zwar nicht, doch alle Spuren scheinen ins Leere zu führen. Persönliche Animositäten und Ego-Trips mancher Ermittler machen es nicht leichter, Fortschritte zu erzielen.

Auch der Rechtsmediziner stellt eigene Nachforschungen an – nicht nur aus interesse an dem Fall und der bizarren Präsentation der Mordopfer, sondern auch, weil der Mörder ein böses Spiel mit Ritter zu treiben scheint. Zudem gewinnt er den Eindruck, dass manchen der Stadtoberen mehr am guten Ruf des Fremdenverkehrsortes und der Verhinderung sensationsgieriger Schlagzeilen gelegen ist als an der Frage, ob sich die Ermittler womöglich vorschnell auf einen Tatverdächtigen festgelegt haben.

Für Leser mit guter Vorstellungskraft gibt es in diesem spannenden Provence-Krimi ein paar quälende Passagen. Eyssen spart nicht mit Hinweisen, die den Leser durchaus zügig auf die richtige Fährte locken – langweilig wird es dadurch aber nicht, denn Komplikationen und Verwicklungen sorgen dafür dass der Spannungsbogen nicht verloren geht.

Die Schilderungen der spätsommerlichen Provence, von Lavendelduft und Weinbergen, bilden den Kontrapunkt zu den Inneneinsichten des Mörders, der sowohl getrieben als auch planvoll ist und der, in die Enge getrieben, nur noch gefährlicher wird. Ein atmosphärisch dichter und spannender Kriminalroman, den man vielleicht nicht direkt vor dem Einschlafen lesen sollte…