Mörderkind – oder vielleicht auch nicht?

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stefan_c Avatar

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Cover:
Das Cover wird in der oberen Hälfte des Covers von einem Schmetterling dominiert. Er ist mit roter Farbe oder besser, dem Titel entsprechend, mit Blut bespritzt.
Der Titel in schwarz/weiß ist unter dem Schmetterling in Großbuchstaben aufgebracht.
Durch die Kombination von Farbe und Element ist das Cover sehr ansprechend und ein Blickfang.
Leseeindruck:
Die Leseprobe startet am letzten Septemberwochenende 2014 in der Nordbretagne. Ein Mann kämpft sich durch einen heftigen Wind Richtung Meer. Er hadert mit sich selbst, sagt sich immer wieder, dass es so weit nicht kommen sollte, er widerstrebt ihm zu einem Mörder zu werden. Sein Ziel, eine Frau aus dem Dorf, hat noch ca. eine Stunde Aufschub. Am Strand begegnet er einem alten Fischer, der ihm kommentarlos frische Austern und Wein aus der Flasche anbietet. Sie sind Seelenverwandte, beide haben die drei Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger, ein weit verbreitetes Knasterkennungszeichen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass der Mann auf Vergeltung aus ist und er bekommt denn abschließenden Rat am besten gleich zwei Gräber auszuheben.
Oktober 2014. In Kapitel zwei lernen wir Fiona Jacoby kennen. Nach vielen abgebrochen Jobs und kurzen Semestern an der Uni jobbt sie als Fahrradkurier in München. Sie ist mit ihrer Situation mehr als unzufrieden, kann sich aber nicht durchringen sich an der Kunstakademie oder Filmhochschule anzumelden. Nach einem aufreibenden Tag erfährt sie vom Tod ihres Vaters Ben Jacoby, den sie seit über 18 Jahren nicht mehr gesehen hat und auch nicht sehen wollte, sie hatte sich schon oft seinen Tod gewünscht.
Am nächsten Morgen wird sie von einem Rettungssanitäter besucht, der ihr eine letzte Nachricht ihres Vaters überbringen soll. Sie lautet: es tut ihm alles sehr leid und dass er kein Mörder sei.
Fiona ist darüber sehr aufgebracht, ihr Vater hatte 18 Jahre im Gefängnis gesessen, natürlich war er ein Mörder.
Fazit:
Inge Löhnig schreibt sehr detailreich und leichtflüssig. Die Szene am Meer, mit Austern und Wein, den Dialog zweier Männer in rauer Umgebung, hat sie mit Worten sichtbar gemacht.
Auch Fiona Jacoby, die mit ihren Lebensumständen und dem Makel eines „Mörderkindes“ zu kämpfen hat ist gut getroffen.
Die kurze Leseprobe wirft natürlich Fragen auf und macht Neugierig auf den Fortgang des Buches.
Wer ist dieser unbekannte Mann in der Bretagne und wer ist sein Opfer?
War Fionas Vater zu Unrecht verurteilt worden oder hat er einen Mord auf sich genommen?
Welche Gemeinsamkeiten entwickeln sich mit dem Mord in der Bretagne und Fiona?