Ein feinsinniger Krimi um eine besondere Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Nach inzwischen 6 Bänden um den Ermittler Tino Dühnfort ist Inge Löhnig mit „Mörderkind“ zwar dem Genre Kriminalroman treu geblieben, hat aber diesmal einen ganz anders aufgebaute Geschichte erzählt. Diesmal stehen keine Polizeiermittler im Mittelpunkt sondern eine junge Frau, Fiona, die im Alter von 7 Jahren miterleben musste, wie ihr Vater als Mörder abgeführt wurde. Ihre Mutter stirbt kurz darauf bei einem Autounfall, in der Familie ihres Vaters ist sie ebenso unwillkommen wie in der Gesellschaft, die sie schnell mit dem Titel „Mörderkind“ stigmatisiert. Fiona rebelliert und kapselt sich ab, von ihrem Vater ist sie derart enttäuscht, dass sie auch nach seiner Haftentlassung jeden Kontakt zu ihm ablehnt. Doch als ihr Vater stirbt und ein Rettungsassistent ihr seine letzten Worte übermittelt und damit um ihr Vertrauen bittet, beginnt etwas in ihr zu bröckeln. Sie will Gewissheit erlangen, war ihr Vater vielleicht doch kein Mörder? Aber was ist dann damals geschehen? Bei ihren Nachforschungen trifft Fiona nicht nur auf einige Ungereimtheiten sondern auch auf schmerzhafte Wahrheiten.
Da die Geschichte in zwei Zeitebenen erzählt wird, ist der Leser Fiona nach einiger Zeit einen Schritt voraus. In Rückblenden wird erzählt, was sich damals tatsächlich ereignet hat, ein perfides Spiel, dem Fiona stückweise immer näher kommt.
Dass der Leser schon früh in den tatsächlichen Ablauf des Mordfalls im Bilde ist, nimmt nur wenig Spannung, denn der Leser kann nun um so mehr mit Fiona mitfiebern, ob sie der Sache auf die Schliche kommen kann. Dabei hat Fiona nicht nur mit widrigen Umständen zu kämpfen sondern auch ein Stückweit mit sich selbst. Sie ist eine vielschichtige Persönlichkeit, das Buch baut in weiten Teilen auf ihrer Geschichte, ihren Problemen mit sich und ihrer Umwelt auf.
Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es ist kein klassischer Krimi, erzählt aber eine sehr besondere Geschichte und stellt eine sehr besondere Person in seinen Mittelpunkt. Der Spannungsbogen ist eher sanft, es gibt wenig dramatische Szenen, das Buch lebt eher von Fionas inneren Spannungen. Die Geschichte ist abwechslungsreich und sprachlich gewandt erzählt, sie ist in sich schlüssig und glaubwürdig.
Allen Fans von Inge Löhnig kann ich auch diesen Band wärmstens empfehlen.