Mörderkind

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München 2014. Die 26-jährige Fiona erfährt, dass ihr Vater Ben gestorben ist, reagiert sie mit Gleichgültigkeit. Sie weint dem Mann, der sie vor 19 Jahren zum Mörderkind gemacht und ihre ganze Kindheit aus den Fugen geraten lassen hat, keine Träne nach. Dann betritt der Rettungsassistent Matthias „Darcy“ Stiller die Bühne und teilt ihr mit, dass Ben mit seinen letzten Worten seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Mord beteuert hat…

Freising 1995. Julia ist wütend - Ben erwidert ihre Liebe nicht. Anders als erwartet, reagiert er mit Entsetzen und Ablehnung auf ihre Schwangerschaft…

„Mörderkind“ ist der erste Krimi, den ich von Inge Löhnig gelesen habe und ich bin begeistert. Die Autorin versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil hervorragend, schon auf den ersten Seiten eine spannende Atmosphäre aufzubauen, die den Leser bis zum Schluss nicht loslässt – ein vor Jahren sorgsam ausgetüftelter Racheplan wirkt bis in die Gegenwart nach, drängt sich plötzlich wieder in den Vordergrund und ruft neue, dramatische Ereignisse hervor.

Ich konnte von Anfang an bestens mit Fiona mitfühlen und die in ihr tobenden, widersprüchlichen Emotionen sehr gut nachempfinden. Ihre Reaktionen auf die Geschehnisse sind durchweg verständlich - die anfängliche Ablehnung gegenüber allem, was mit Ben zu tun hat, genauso wie später ihr unnachgiebiges Bestreben, trotz jeder Menge Gegenwind, die Rätsel der Vergangenheit zu lösen.

Während Fiona sich in 2014 auf eine immer dramatischer werdende Suche nach der Wahrheit macht, bekommt der Leser in dem zweiten Handlungsstrang nach und nach die folgenschweren Ereignisse aus 1995 präsentiert.
Julias Begeisterung für den von ihrer Mutter Renate ersonnenen Racheplan kann man durchaus nachvollziehen, zumal Julia in ihrer Wut blind für das eigentliche Ziel ihrer Mutter ist. Das tatsächliche Ausmaß ihres Handelns begreift Julia erst sehr viel später.

In diesem Kriminalroman gibt es keine polizeilichen Ermittlungen. Hier steht eine junge Frau im Mittelpunkt, die Geheimnisse und Intrigen aufdecken möchte. „Mörderkind“ ist eine rundum gelungene, spannend erzählte Familientragödie.