Mörderkind sucht Wahrheit

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philipp.elph Avatar

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Fernab üblicher Ermittler-Floskeln wie „Wo waren Sie am… um… Uhr“ und „Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an. Hier ist meine Karte“ macht sich das „Mörderkind“ Fiona zunächst widerwillig auf die Suche nach der Wahrheit. Als sie sieben Jahre alt war, wurde ihr Vater verhaftet, kurz darauf wegen Mordes an seiner Geliebten verurteilt. „Ich komme wieder. Ich lass dich nicht allein“ hatte Vater Ben bei der Verhaftung zu seinem kleinen Mädchen gesagt. Er kam nicht wieder. Fiona wurde zur Außenseiterin, zum Mörderkind abgestempelt. Sie gibt ihrem Vater die Schuld am verkorksten Leben, will nichts mehr von ihm wissen.

19 Jahre später taucht ein Rettungssanitäter bei Fiona auf. Er war dabei, als der verurteilte Mörder einige Jahre nach der Entlassung nach einem Brand in seiner Behausung starb und gab ihm das Versprechen, die letzten Worte seiner Tochter zu übermitteln.

„Ich soll Ihnen sagen, dass er Sie immer geliebt hat, dass ihm leid tut, was geschehen ist, und dass er kein Mörder ist.“

Diese Nachricht bringt Fiona nach langem Zögern dazu, sich doch mit dem Leben ihres Vaters zu beschäftigen, ihre strikte Abneigung zu unterdrücken und an die Wahrheit der letzten Worte zu glauben.

Was sich damals ereignete, sich daraus entwickelte, und wie Fiona bei der Aufklärung der zurückliegenden Ereignisse ihren Weg geht, beschreibt Inge Löhnig abwechselnd in Blöcken zu je mehreren Kapiteln. Dabei sind es die Leser, die Fiona und ihrem Unterstützer, dem Rettungssanitäter, im Wissen um die Vergangenheit stets einen Schritt voraus sind. Ein pfiffig aufgebauter Krimi, der seine Spannung erhält und hält durch die geschickte Reihenfolge der beiden Handlungsstränge von Vergangenheit und Gegenwart.

Fernab der üblichen Ermittler-Floskeln in einer frischen Sprache und Denke einer Mittzwanziger wie Fiona es ist. Mit einem – für das Mörderkind und seine Verhältnisse – versöhnlichen Schluss. Und so ein Finale nach einem zwischenzeitlichen Showdown an der felsigen Küste der Nordbretagne habe ich Fiona gewünscht!