MOIN – Mord Ohne Interessante Nebenhandlung

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caillean79 Avatar

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Ich dachte eigentlich, der Titel Moin bezieht sich auf den allgegenwärtigen Gruß im Norden. Jetzt ahne ich: in diesem Fall ist es eine Abkürzung. Moin – Mord ohne interessante Nebenhandlung. Das Buch kommt als hübsch verpackter* Regionalkrimi daher und suggeriert, dass hier das Krimigenre nicht so ernst genommen wird. Das allerdings ist noch leicht untertrieben.

Hauptfigur Boris Kröger, seines Zeichens „Dorfpolizist“ im beschaulichen Altwarp am Stettiner Haff, kalauert sich durch 315 absurde Seiten. Die Ideen scheinen den Autor wirklich überrannt zu haben, denn hier jagt eine Absurdität die nächste. Sei es der Dorf-Fischer Tarek mit Migrationshintergrund, der alte Kirchner, dessen Antworten fast ausschließlich in Zitaten großer und kleiner Meister erfolgen oder die Oma mit der Grammatikschwäche, die immer alles „machen tut“ und deshalb auch so heißt: Oma Machentut. Eigentlich heißt die gute Frau ja Kröger – wie ihr Enkelsohn – aber das wäre ja zu „normal“ in diesem Werk. Omas Grammatiksalat ist ja auch eigentlich ganz niedlich, wenn er nicht so hoffnungslos überstrapaziert würde, dass es nach spätestens 50 Seiten einfach nur noch nervt. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.

Der Fall an sich dümpelt eine ganze Weile vor sich hin. Ein Dorfbewohner wird vermisst, gleichzeitig treibt ein gechartertes Schiff herrenlos und nur von Ratten bevölkert auf dem Haff. Nach diesem anfänglichen Rätsel entwickelt sich die Geschichte nur spröde in Richtung Kriminalfall – viel mehr Augenmerk wird dem anstehenden Dorffest gewidmet, für das Oma Machentut zusammen mit dem Zitatekönig einen Rollator-Tanz einstudiert und deswegen komplett aus dem Häuschen ist. Nicht zu vergessen die Thematik von toten Nagetieren, die Toten in diverse hintere Körperöffnungen gestopft wurden. Ja, auf diesem Niveau bewegen wir uns hier. Und zwar 315 Seiten lang. Weitere ausgiebige Betrachtungen erfahren die cellulitegeschädigten Oberschenkel einer Ex-Freundin von Boris Kröger. Nicht dass das was zur Sache täte, aber der Witzigkeitstrieb des Autors muss sich ja entfalten können. Ha ha. Das war ja jetzt fast schon ein Wortwitz, der zum Buch passt.

Also – wie man meiner Rezension unschwer entnehmen kann: begeistert war ich von dem Buch nicht. Was witzig mit einem über der Reling hängenden seekranken Polizisten beginnt, mausert sich zum Klamauk erster Güte. Okay – wer’s mag. Sicherlich WILL der Krimi auch nicht ernstgenommen werden, aber für mich war das auch schon so ziemlich das einzig Gute daran. Und ja – er liest sich flott und locker-flockig durch. Wen also im Urlaub am Stettiner Haff bei Dauerregen mal die Langeweile packt, der könnte es damit versuchen… Allen anderen kann ich das Buch nicht guten Gewissens empfehlen.

*Ja, das Cover ist nicht schlecht. Bis auf den Mops. Weder kommt im Buch ein Mops (oder überhaupt ein Hund) vor, noch wird an irgendeiner Stelle eine solche Assoziation geweckt.