Den Lebenden und den Toten verpflichtet

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jackolino Avatar

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Lucien Comte de Chacarasse entstammt einem alten französischen Adelsgeschlecht, das seit Generationen die hohe Kunst des Tötens an ihre Nachkommen weitergibt. Zwar wurde Lucien von klein an auf diese Aufgabe vorbereitet, dennoch würde er sich lieber heute als morgen vor dieser Tradition drücken und sich seinem erfolgreichen Bistro widmen. Mit seiner Küchenmannschaft schafft er es, jeden Abend ein volles Haus zu haben und viele, auch berühmte Gäste zufriedenzustellen. Selbst Madame le Commissaire Isabelle Bonnet, die wir von den anderen Südfrankreich-Krimis des Autors kennen, kommt mit dem reichen Kunstmäzen Rouven Madrinac zu Besuch. Diese Idee, die beiden Reihen zu verbinden, fand ich ganz bezaubernd.

Als ein Auftrag seines Vaters schief geht und er angeschossen wird, reicht dessen Kraft nur noch, seinem Sohn das Versprechen abnehmen, die Tradition der Familie fortzuführen, danach verstirbt er. Nun liegt die Verantwortung bei Lucien.

Im Buch geht es oft um den Zwiespalt zwischen Tradition, schlechtem Gewissen, Gerechtigkeit und Selbstjustiz.

Wie kann man der Tradition treu bleiben und trotzdem den Auftrag umgehen?

Lucien versucht, seine Aufträge so zu erfüllen, dass er nicht wirklich in die Lösung involviert ist. Er will noch mit den Angeklagten reden, treibt aber damit zumindest den ersten in die Flucht und auf die Bahngleise, auf denen sich gerade ein Zug nähert. Auch den zweiten Fall löst er ganz anders als von seinem Onkel und vom Auftraggeber vorgesehen, zumal der Auftraggeber reichlich Dreck am Stecken hat und Lucien ihn nicht damit durchkommen lassen will.

Dass Pierre Martin, wer auch immer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, gut schreiben kann, wissen wir schon aus den anderen Südfrankreich-Krimis. Auch hier scheint immer wieder ein feiner Humor durch, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wie so oft sind es die Nebencharaktere, die gut gefallen. In diesem Fall die alte Haushälterin Rosalie, der man nichts vormachen kann.