Lebensfroh und sehr französisch

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druckdeufel Avatar

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Der lebensfrohe Lucien hat ein großes Problem: Auf dem Sterbebett nimmt ihm sein Vater das Versprechen ab, die Tradition des alten Adelsgeschlechts der von Chacarasse fortzusetzen. Dabei liegt dem jungen Comte nichts ferner, als gut bezahlte Auftragsmorde zu begehen, wie seine Vorfahren es seit Jahrhunderten taten. Viel wohler fühlt er sich in seinem Feinschmeckerlokal Le Bouchon oder in charmanter Damengesellschaft.
Pierre Martin liefert hier den Auftakt zu einer neuen Krimireihe, die sich von anderen durchaus unterscheidet. Es gelingt ihm mühelos, ein federleichtes Wohlfühlklima zu erschaffen, in dem blutige Aktionen und spannende Momente nur insoweit zugelassen werden, wie das Genre es erfordert.
Viel mehr Aufmerksamkeit widmet er anderen Aspekten. Die Region um Nizza kennt er offensichtlich wie seine Westentasche und beschreibt Landschaft, Orte und kulturelle und historische Besonderheiten mit Hingabe. Wichtig ist ihm auch die Kulinarik. Oft werden besondere Gerichte erwähnt, zunächst in französischer Sprache, dann auch ins Deutsche übersetzt. So verfährt er übrigens auch mit den Dialogen: Immer wieder werden kurze französische Bemerkungen eingeflochten. Auf diese Weise lassen sich bei der Lektüre ganz nebenher Sprachkenntnisse auffrischen.
Die Hauptfiguren sind unglaublich sympathisch. Allen voran natürlich Lucien, der mit vielen Raffinessen versucht, seinen Auftrag zu töten mit seinem Vorsatz, eben dies nicht zu tun, in Einklang zu bringen. Warmherzig, loyal und ausgestattet mit gesundem Menschenverstand ist die schwerhörige Rosalie. Dann gibt es noch die überaus tüchtige und höchst attraktive Assistentin Francine. Die drei bilden beinahe eine funktionale Familie, in der sich alle respektieren, auch wenn fleißig geneckt wird. Und wenn es doch mal ernst wird, gibt es ja noch den Tresterschnaps.
Am Ende wird deutlich auf das Thema des Folgebands hingewiesen, allerdings völlig ohne Cliffhanger, so dass sich dieser Band wirklich abgeschlossen anfühlt.
Liebhaber französischer Lebensweise und leichter Lektüre werden hier vielleicht einen Suchteinstieg finden.