Die Rettung des europäischen Kulturerbes

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heather_h Avatar

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- INHALT
Noch vor Beginn des Krieges fasste Hitler den Entschluss, sein eigenes Florenz zu erschaffen. 1939 gab er deshalb ein Kunstmuseum in seiner Heimatstadt in Auftrag und ließ in den folgenden Jahren sämliche Kunstgegenstände von Wert plündern und rauben, um seine Galerie zu füllen und Linz zur Kulturhauptstadt des neuen Reiches zu machen.
Die Enteignung der Juden war der Anfang, mit organisierten Aktionen wurden dann auch alle eroberten Gebiete systematisch nach den vorher katalogisierten Wertgegenständen durchsucht, um sie zu beschlagnamen; versuchte Hitler anfangs noch mittels neu erlassener Gesetze seinen Plünderungen einen legalen Anstrich zu verleihen, so war es ihm später egal und er ließ im großen Stil Werke von Rembrand, Vermeer, Raffael und anderen großen Namen rauben. "Moderne" Kunst dagegen stieß nicht auf seine Zustimmung und die ließ der Diktator verbrennen.

George Stout, Restaurator und Direktor des Harvards Foff Art Museum, erkennt früh die Gefahr für das europäische Kulturgut und befürchtet, dass bedeutende Werke unwiederbringlich beschlagnamt oder zerstört werden könnten. Trotz seines unermüdlichen Einsatzes dauert es noch bis zum D-Day, also bis zur Landung der Alliierten in der Normandie 1944, bis der erste "Monument Men", Soldat der Einheit "Monuments, Fine Arts and Archieves" (MFAA), mit der Arbeit beginnen kann. Es dauert noch einmal lange, bis überhaupt klar ist, wie die Aufgabenstellung lautet und wie die Kompetenzen der Monuments Men aussehen; doch bald verstehen auch die vorgesetzten Offiziere und Befehlshaber, dass ihre Arbeit wichtig ist und unterstützt werden muss.
So beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Monument Men müssen versuchen, Hitlers Truppen zuvor zu kommen und zu retten, was sie retten können bzw die geraubten Wertgegenstände wiederzufinden und den rechtmäßigen Besitzern wieder zurück zu geben. Und auch Bauwerke wie Schlösser und Kirchen zählen zum Kulturerbe - doch auch sie sind in Gefahr, für immer zerstört zu werden.

- MEINE MEINUNG
Da der Leser viele neue Namen auf einmal kennen lernt und es manchmal schwer ist, den Überblick zu behalten, werden alle Monuments Men im Vorwort samt Foto vorgestellt. Auch ein Inhaltsverzeichnis ist vorhanden und zeigt den Aufbau des Buches in 5 Teile. Zu Beginn jedes Teils ist eine Europakarte eingefügt, die darstellt, welche Gebiete in wessen Hand sind. So werden die Machtverhältnisse zum jeweiligen Zeitpunkt verdeutlicht.

Robert M. Edsel und Bret Witter begleiten die MFAA von den holprigen Anfängen bis zu den sensationellen Funden gegen Ende des Krieges und brillieren durch gut recherchiertes Hintergrundwissen. Dabei schaffen sie es, nicht nur nüchtern die Fakten zu präsentieren, sondern anhand offizieller Dokumente und persönlicher Briefe ein sehr detailliertes Bild der Monuments Men zu zeichnen und den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit zu nehmen.
Parallel zur Entwicklung der MFAA beleuchten die Autoren auch die Entwicklung in der NSDAP und der Europa-Politik; So wird beispielsweise geschildert, wie der Entschluss in Hitler gereift ist und welche Ausmaße die Plünderungen annahmen. Göring hat beispielsweise die Gelegenheit genutzt und bedeutende Gemälde für sich selbst geraubt; so wie jedermann in der Partei, der was auf sich hielt und dem Führer schmeicheln wollte. Auch das Kriegsgeschehen und die grausigen Entdeckungen, die die Alliierten machen mussten, werden dargestellt.

So ergibt sich alles in allem ein rundes Bild des zweiten Weltkrieges, wie ihn bisher wohl nur wenige wahrgenommen haben.
Für jeden, der sich für deutsche Geschichte und europäische Kultur interessiert, absolut empfehlenswert und meiner Meinung nach sogar ein Buch, das in keinem Haushalt fehlen sollte.