Wie ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
gisel Avatar

Von

Julia Schwarz ist Rechtsmedizinerin. Doch auch privat kennt sie sich mit dem Tod aus, denn ihr Bruder wurde als Kind Opfer eines Verbrechens. Nun wird sie zu einer Leiche im Moor hinzugezogen. Bald stellt sich heraus, dass dies nur der Auftakt einer Serie von Morden ist, deren Opfer Mädchen sind, die sich in einem bestimmten Forum zum Chatten treffen und noch Jungfrau sind. Wird es gelingen, die bisherigen Opfer zu finden und gar das neueste Opfer, Hannah, vor dem Tod zu bewahren?
Die Leseprobe hatte mich schon durch die vielen Spannungsmomente gleich von Anfang an beeindruckt. Deshalb habe ich mich auch schnell in das Buch vertieft und mich mit den Figuren der Geschichte angefreundet, mit Hannah, die auf der Suche nach ihrer ersten Liebe ist, mit Julia Schwarz, die mit ihrer eigenen Vergangenheit kämpfen muss und deshalb umso verbissener in ihrer Arbeit aufgeht, um Verbrechen aufzuklären und weitere zu verhindern, mit Florian Kessler, dem Ermittler, der Julia sehr gerne mag und gerne mit ihr zusammenarbeitet.
Beeindruckend ist auch die Geschichte der Autorin selbst, die erst in den letzten Jahren mit dem Publizieren von Krimis begann und damit einen kometenhaften Aufstieg erlebte. Hut ab vor dem Mut und dem Erfolg dieser Frau! In ihrem Internetauftritt wie auch sonst in den Medien habe ich sie sehr sympathisch erlebt.
Beeindruckend sind auch die vielen guten Rezensionen, die zu ihren Büchern zu finden sind. Doch ich selbst verlor beim Lesen immer mehr meinen Elan. Der Kommissar Zufall hat zu oft mitgewirkt bei den Ermittlungen, Schwierigkeiten tauchen unversehens auf, um sie gleich erfolgreich zu bewältigen, und es gibt sowohl eine heimliche Liebesgeschichte (zwischen Julia und Florian) wie auch eine offensichtliche zwischen Hannah und *** (okay, kann ich nicht verraten, sonst spoilere ich). Die Geschichte kam mir vor wie ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, wo man halt auch mal schnell kurz vor knapp seine Spielfigur verlieren kann, wenn’s der Spielpartner will, oder er kann mich auch verschonen. Die Protagonisten der Geschichte kamen mir wie Spielfiguren vor, die nach den Regeln der Autorin durch die Gegend geschoben wurden, so dass die Spannung (künstlich?) angeheizt wurde. Als reine Spielfiguren strahlten diese handelnden Personen für mein Empfinden zu wenig Leben aus. Zum Mitraten (was für mich den Reiz eines Krimis ausmacht) war ich bald nicht mehr animiert, zu vieles war mir entweder schon von Anfang an zu klar oder aber es war zu sehr abhängig von Kommissar Zufall oder den Spielregeln der Autorin.
Kann es sein, dass ich bei so vielen guten Rückmeldungen anderer Leser etwas falsch verstanden habe? Ich werde der Autorin vielleicht noch eine Chance geben mit dem Puzzlemörder. Ansonsten ist es für mich ein Buch, das man lesen kann, muss man aber nicht unbedingt machen.