Farbenprächtige Zeitreise mit pfiffiger Maus - ein packendes, phantasievolles (Vor-)Leseabenteuer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gluexklaus Avatar

Von

Die Maus Mopsa lebt mit ihrem Bruder Otto und anderen Mäusen auf dem Dachboden des Rathausturms. Mit ihren dramatischen Darbietungen unterhält die begnadete Schauspielerin gerne ihre Mitmäuse. So richtig lustig ist das Leben dennoch nicht. Tartar, der selbsternannte Mäusekönig, unterdrückt „sein Volk“ und zwingt es dazu, den ganzen Tag nach Futter für ihn zu suchen, den anderen Mäusen lässt er dabei kaum Nahrung übrig. Als Mopsa sich das nicht mehr gefallen lassen möchte und sich bei Tartar beschwert, wirft er sie kurzerhand aus der Gruppe. Mopsa muss sich nun allein in der großen Stadt behaupten. Für Mopsa bedeutet das ein ganz großes Abenteuer. Ob sie dabei auch ihrem Traum von einem richtigen Bühnenauftritt näher kommt?

Die bekannte Autorin Charlotte Habersack schreibt anschaulich und lebendig. Der Text lässt sich recht flüssig (vor-)lesen. Einige Ausdrücke mögen dabei aber fremd erscheinen, so ist von „Paradeisern“ und „Erdäpfeln“ die Rede, Mäuse werden manchmal als „Myš“ bezeichnet. Auch wenn einleitend erklärt wird, dass nicht klar ist, wo und wann die Geschichte spielt, würde ich sie Anfang des 20. Jahrhunderts im böhmischen Raum verorten.
Laura Fuchs macht mit ihren Illustrationen zum Buch für mich alles richtig. Schon das Cover, auf dem Mopsa vor dem Hintergrund einer Stadt von einem Scheinwerfer angestrahlt wird, zeigt, dass das Buch mit ganz besonderen Bildern aufwartet. Mopsa mit ihrer Eicheltasche ist einfach hübsch anzusehen. Auf den anderen farbenprächtigen, detaillierten und sehr ausdrucksstarken Bildern gibt es viel zu entdecken. Es macht einfach nur Spaß, die Bilder näher zu betrachten und sich darin zu verlieren, zumal sie eine Zeit darstellen, die mit unserem vertrauten Alltag wenig gemein hat, wie man deutlich an den Kleidungen der Figuren erkennt.
Das Buch ist etwas kleiner und kompakter als DIN A 4, dadurch handlicher, trotzdem kommen die tollen Abbildungen gut zur Geltung.
Zum Vorlesen ist Mopsa für Kinder ab fünf Jahren geeignet, evtl. müssen dabei manche unbekannte Begriffe geklärt werden, die aber nicht notwendig zum Verständnis der Geschichte sind. Geübte Leser ab acht Jahren werden das Buch selbstständig lesen können.

Mopsa ist eine selbstbewusste, aufgeweckte Maus, die sich nicht unterkriegen lässt. Früher war der Rathausturm ihre Welt, nun erkundet sie die Stadt. Ihr Motto „Immer der Schnauze nach und nie den Mut verlieren!“ bringt sie gut durchs Leben und lässt sie zuversichtlich immer daran glauben, dass sich ihr Traum von der Bühne doch noch erfüllen könnte. Die liebenswerte Maus lernt auf ihrem Abenteuer ganz verschiedene Tiere und Menschen kennen. Sie und die anderen Tiere werden mit ihren Eigenarten sehr menschlich dargestellt, Tartar sitzt z.B. auf einem Thron, Mopsa schläft schon mal in einem winzigen Bett. So können sich die kleinen Zuhörer und Leser sicher problemlos mit der kleinen Heldin identifizieren. Tatar, den tyrannischen Mäusekönig, wird vermutlich kein Leser leiden können, die unangenehme Figur verleiht aber der Geschichte Würze und Spannung.

Wird Mopsa einmal auf einer großen Bühne stehen? Sieht sie ihre Freunde wieder? Und was geschieht mit dem bösen Tatar?
Wahnsinnig aufregend, was Mopsa alles in der großen Stadt erlebt. Die Stadt aus vergangenen Zeiten ist für für Mopsa ein riesiges Abenteuer. Es braucht manchmal eben gar keine besonders exotischen Schauplätze, für Kleine können Erlebnisse in einem überschaubaren Rahmen immens spannend sein, alles eben eine Frage der Perspektive. Nebenher wird ganz beiläufig, kindgerecht und keine Spur belehrend erklärt, was Demokratie und ein glückliches Miteinander ausmacht. Eine farbenprächtige, turbulente, phantasievolle Geschichte mit drolligen Figuren zum Mitfiebern, Staunen und Schmunzeln, die eindrucksvoll zeigt, dass es sich manchmal lohnt, bekannte Pfade zu verlassen, um sein Leben zu verbessern und dass es mehrere Arten gibt, seine Träume zu verwirklichen.