Haiku als Schlüssel zum Erfolg

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Optisch stelle ich mir den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi als eine Art jüngeren japanischen Columbo vor. Der Zweite Weltkrieg ist gerade ein Jahr vorbei, als der Protagonist, der selbst im Krieg kämpfen musste, Anfang 30 ist und sich auf dem Weg zur Insel Gokumon befindet. Ebenso wie Columbo fährt sich Kindaichi ständig mit der Hand durch sein ungebändigtes Haar und sein sonstiges Äußeres, dazu der etwas schusselige Eindruck, lassen nicht unbedingt darauf schließen, dass wir es hier mit einem berühmten Detektiv zu tun haben.

"Mord auf der Insel Gokumon" ist sein zweiter Fall. Auf den ersten, "Die rätselhaften Honjin-Morde", wird zweimal im Roman direkt verwiesen. Überhaupt wendet sich Autor Seishi Yokomizo mehrere Male direkt an den Leser, was einerseits etwas konspiratives hat, andererseits Distanz zum Geschriebenen schafft. Das Beschriebene macht so den Eindruck, als würde das Erlebte wirklich gerade stattfinden, als hätte der Autor keinen Wissensvorsprung. Man kann also miträtseln; der Täter ist - das als Unterschied zu Columbo - zu Beginn der Geschichte noch unbekannt.

Detektiv Kindaichi begibt sich also auf die Insel Gokumon, um den letzten Wunsch seines Freundes Chimata Kito zu erfüllen. Er soll dessen drei Schwestern retten, deren Ermordung er prophezeiht. Viel mehr soll über den Inhalt des Kriminalromans nicht verraten werden.

Die knapp 330 Seiten lassen sich schnell lesen. Trotz des beträchtlichen Alters des Textes ist der Stil gefällig und ansprechend. Die handelnden Personen gehen sehr höflich miteinander um, so wie man es von einem japanischen Text erwarten kann. Neben grotesken Morden bietet der Roman viele witzige Momente, skurrile Charaktere und interessante Haiku, die schließlich zur Lösung des Falls beitragen.

Fazit: "Mord auf der Insel Gokumon" von Seishi Yokomizo ist ein kurzweiliger Kriminalroman mit Witz und historischem Einblick. Sehr empfehlenswert!