Solider englischer Krimi

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mianna Avatar

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"Mord in Highgate" ist der zweite Band um das Ermittlerduo Hawthorne und Horowitz. Die Geschichte entwickelt sich eigenständig gegenüber dem ersten Band, kann also unabhängig davon gelesen werden.
In diesem klassischen englischen Krimi stellt sich der Autor erneut selbst als aktive Figur, als Chronist des genialen Ermittlers Hawthorne dar. Der ehemalige Polizist Hawthorne wird als Privatdetektiv zu einem Fall gerufen, in dem die Polizei nicht weiter kommt. Hawthorne dagegen ermittelt unbeirrbar in die richtige Richtung, fällt durch seine scharfsinnige Beobachtungs- und Kombinationsgabe auf.

In einem reichen Stadtteil Londons wird ein berühmter Scheidungsanwalt durch eine Weinflasche erschlagen vorgefunden. An die Wand wurden seltsame Zahlen geschrieben und schnell sind eine Handvoll Verdächtige ausgemacht. Hawthorne und Horowitz müssen sich nicht nur durch das Beziehungsgeflecht und die unvollständigen Aussagen der Beteiligten wühlen, sie werden auch von den ermittelnden Polizisten unter Druck gesetzt, die in den Beiden Konkurrenz sehen.

Ähnlich wie im Vorgängerband ist der Umgang zwischen Hawthorne und Horowitz durch viel Ironie und Spannung geprägt. Sie erinnern an Holmes und Watson. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Beziehung zwischen den Beiden entwickelt. Schon im ersten Band waren die ewigen Spannungen und der ewig schwache Horowitz schwer erträglich, doch in diesem zweiten Band zeigen die Beiden vermehrt sympathische Züge.

Die Geschichte entwickelt sich sehr vielschichtig und ist in keinster Weise vorhersehbar. Dadurch entsteht eine Spannung, die durch die Nebenhandlung zwischen den zwei Ermittelnden verstärkt wird. Die Beschreibungen der Schauplätze und Charaktere tragen ebenfalls zur Atmosphäre bei. Die Erzählung ist stellenweise düster und bedrückend.

Die Lesenden werden in das Geschehen miteinbezogen. Schon im ersten Band fiel mir auf, dass durch das Auftreten von Horowitz als Assistent, der seine Gedanken, Vermutungen und Beobachtungen darlegt, eine Verbindung zu den Lesenden hergestellt wird. Das gemächliche Tempo, in dem der Fall untersucht wird, ermöglicht es den Lesenden zudem mitzurätseln und alles gut mitzuverfolgen. Trotzdem bleiben die Lesenden bis zum Schluss im Dunkeln, die Auflösung ist umso überraschender.

War ich nach dem Lesen des ersten Bandes eher skeptisch, bin ich es nach diesem zweiten Teil weniger. Die Geschichte entwickelt sich sehr unterhaltsam, ist sehr klug und vielschichtig erzählt. Die Ermittelnden zeigen ihr Entwicklungspotential und profitieren voneinander. Wenig überzeigend ist das bekannte Holmes-Watson-Motiv und die nervigen Charaktereigenschaften und Spannungen zwischen den Ermittelnden.

Fazit: Nicht vollkommen begeisternd, aber solide. Klug und vielschichtig erzählt mit nervigen Charakteren und einer düsteren Stimmung.