Nur erzählerisch überzeugend

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aniba Avatar

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"Mord in Highgate" ist der zweite Band einer geplanten Trilogie des Autors Anthony Horowitz, behandelt jedoch einen in sich abgeschlossen Fall.

Besonders macht diese Reihe die Erzählperspektive, denn neben Detektiv Hawthorne ist der Autor selbst Hauptperson und Erzähler. Als in Highgate ein prominenter Scheidungsanwalt ermordet wird, bittet der Detektiv Horowitz, ihn bei den Ermittlungen zu begleiten und darüber das zweite von drei Büchern zu schreiben.

Die Herausforderung, das eigene Leben, in den Roman zu überführen, ist recht gut gelungen. Es macht Spaß, den Blick des Autors kennenzulernen. Er lässt uns teilhaben an seiner Sicht auf Hawthorne, was er für schreibenswert hält, wie Figuren aufgebaut sein sollten und vielen weiteren Gedanken. Doch er muss in diesem Auftragswerk nehmen, was die Realität vorgibt. Eine feine Ironie bleibt nicht aus, denn Szenerie und Besetzung nicht unbedingt ideal.

Es gibt schnell mehrere Verdächtige, einerseits aus der persönlichen Vergangenheit, andererseits aus dem beruflichen Umfeld des Ermordeten. Viele wirken recht exzentrisch und hätten ein gutes Motiv. Während der Autor im Dunkeln tappt (und ich gleichermaßen), gibt sich Hawthorne überlegen bis herablassend, und wortkarg. Für mich blieb er undurchsichtig, auch etwas unsympathisch. Fachlich kompetent, durchschaut er dennoch das große Ganze und kann den Fall noch vor der Polizei lösen. Ein bisschen skrupellos ist er dabei auch. Die Auflösung war durchaus überraschend, die Inspiration dazu ebenso. Ungewöhnlich und auch spannend.

Vielleicht lässt mich dieser Krimi deshalb am Ende etwas ratlos zurück, weil man sich der Hauptperson nur wenig nähern und sie kennenlernen kann. Es fiel schwer, Hawthornes Ermittlungen nachzuvollziehen. Der eigentliche Fall gerät über die Fragen zur Person des Detektivs fast in den Hintergrund.

Schlussendlich muss ich feststellen, dass ich schon mitreißendere Krimis gelesen habe. Jedoch würde ich die anderen Bände auf jeden Fall lesen, weil mir Erzählperspektive und Stil so gut gefallen haben.