Wieder ein fesselnder Krimi aus Londons Norden

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verenam Avatar

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Anthony Horowitz ist gerade am Set seiner Serie Foyle´s War. Der Zeitplan und das Budget sind eng und sein Regisseur wird zunehmend ungeduldig. Und als wäre das nicht schon stressig genug, platzt der Privatermittler Daniel Hawthorne wie selbstverständlich in die alles entscheidende Aufnahme. Er eröffnet er Horowitz, dass es einen Mord gegeben habe. Richard Pryce, ein Anwalt für Scheidungsrecht, ist mit einer teuren Flasche Wein erschlagen und erdolcht worden. Dieser Fall verspricht ein weiterer Erfolg in der Karriere von Hawthorne zu werden und dass darf sein heimlicher Biograph Horowitz natürlich nicht verpassen, Serie hin oder her. Eine erste Verdächtige ist schnell gefunden. Aikira Anno, die jetzt Ex-Frau eines ehemaligen Mandanten, hatte Pryce nur wenige Tage zuvor bedroht. Doch es wäre kein interessanter Fall für Hawthorne, wenn die Lösung so einfach ist. Zusammen mit Horowitz macht er sich an die Ermittlungsarbeit und gemeinsam stoßen sie auf ein Geflecht von Lügen und ein Geheimnis, was jahrelang im Verborgenen blieb.

Auch der zweite Roman der Daniel Hawthorne Reihe ist wieder ein fesselnder Krimi, der unglaublich gut recherchiert und durchdacht ist. Das verleiht der Geschichte eine Tiefe und Varianz die man nur selten in einem Buch findet.
Die Charaktere sind so authentisch, dass man direkt eine Verbindung zu ihnen aufbaut. Doch sicher kann man sich seiner Gefühle für die einzelnen Personen nie sein, denn Anthony Horowitz schafft es, ein sehr wandelbares Bild der beteiligen Charaktere zu komponieren und dies auch in Schriftform zu fassen. Empfindet man an einer Stelle unglaubliche Abneigung, wird man nur wenige Kapitel später ins Wanken gebracht und quasi vom Autor gezwungen, die Person auch von einer anderen Seite zu betrachten.
Das Gleiche gilt in ganz ähnlicher Weise für den Fall selbst. Was am Anfang so einfach aussieht, verzweigt sich im Laufe des Romans immer weiter in einzelne Stränge, neue Informationen werden aufgedeckt, an die man nicht einmal zu denken wagte. Die Geschichte verästelt sich sogar so weit, dass gegen Ende mehrere Schlussfolgerungen logisch erscheinen und dem Leser auch präsentiert werden. Verwirrung pur, aber im rein positiven Sinne.
Mich hat es fasziniert, wie der Autor mit den Vorurteilen und dem Drang der Menschen spielt, erst einmal das zu glauben, was ihnen mit nur genügend Überzeugung gespickt, erzählt wird. Möglicherweise fühlt sich sogar der eine oder andere Leser dabei ertappt, wenn Hawthorne ihn schlussendlich eines Besseren belehrt.
Das Ende des Romans erinnert leider, abgesehen von der Lösung natürlich, etwas zu sehr an den Ausgang im letzten Buch, was mich, angesichts des sonst so sprachlich und inhaltlich überzeugenden Krimis, dann doch etwas gestört hat. Ebenfalls bleibt ein Vorfall in der Geschichte unaufgeklärt und ich hoffe sehr, dass dies im dritten Teil der Geschichte, welcher ja schon angedeutet wurde, wieder aufgegriffen wird.

Mich hat auch dieses Buch wieder mit seiner Detailtreue und seiner Tiefe überzeugen können. Ich konnte das Buch nur selten aus der Hand legen, da mich der Aufbau der Geschichte immer wieder dazu gebracht hat, wissen zu wollen, ob ich richtig liege mit meinen eigenen Vermutungen und was die tatsächlichen Zusammenhänge sind. Ein sehr spannender und so wunderbar komplizierter Krimi, wie ihn vielleicht nur das reale Leben schreibt.