Zu hohe Erwartungen werden (meist) enttäuscht

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Anthony Horowitz spielt in seinem Roman selbst eine Hauptrolle – diese Idee ist originell.

Im zweiten Fall des Duos Horowitz - Hawthorne wird ein prominenter Scheidungsanwalt ermordet aufgefunden. Auf den ersten Blick scheint der Fall eindeutig, eine ebenso prominente Künstlerin hat ihn zuvor in einem Restaurant bedroht. Horowitz, der als Drehbuchautor mit einer Verfilmung komplett ausgelastet ist, hat einer dreiteiligen True Crime-Serie mit dem ebenso genialen wie undurchschaubaren ehemaligen Detective Hawthorne zugestimmt. Er muss jetzt widerwillig zwischen Filmset und Ermittlungsorten hin und her eilen. Als ihm dann noch die absolut unsympathischen und unkorrekt handelnden ermittelnden Polizisten Steine in den Weg legen, ist sein Ehrgeiz geweckt, den Fall vor allen anderen zu lösen. Und der stellt sich als komplexer heraus als erwartet.

Die Parallelen zu Sherlock Holmes, Doctor Watson und Lestrade sind so gewollt und eindeutig, dass sie unmöglich übersehen werden können. Trotzdem bleiben die Charaktere für mich hier ein bisschen zu blass. Horowitz ist der Autor mit vielen erfolgreichen Büchern, der auch als Drehbuchautor arbeitet. Faktisch korrekt, aber als Person nicht wirklich greifbar. Und Hawthorne bleibt nebulös. Clever, belesen, charakterlich eher schwierig. Die Besetzung der Rolle von Lestrade mit einer weiblichen, geistig etwas beschränkten Polizistin mit einem brutalen, skrupellosen Assistenten empfinde ich als ein bisschen fragwürdig. Die anderen, in diesem Fall auftretenden Personen zeichnen sich auch nicht unbedingt durch ein korrektes Verhalten aus. Insofern gibt es hier durchaus Parallelen zu der Sherlock Holmes Vorlage, aber Horowitz überzeichnet, ohne wirkliche Sympathien zu wecken.

Für mich war es tatsächlich das erste Buch dieses Autoren, obwohl mir der Name seit vielen Jahren als Jugendbuchautor und später als Autor der Sherlock Holmes Romane bekannt ist. Vielleicht bin ich genau aus diesem Grund ein bisschen enttäuscht. Der Schreibstil ist wirklich gut lesbar und vermutlich wäre es genau das richtige Buch, um es an einem verregneten Wochenende oder im Urlaub entspannt in einem Rutsch zu lesen. Tatsächlich habe ich viel zu lange gebraucht, weil es mich nicht wirklich fesseln konnte. Ich denke, meine Erwartungen waren einfach viel zu hoch und konnten nur enttäuscht werden.

Mein Fazit: Wirklich gut zu lesen, tolles Cover, nicht ganz so überzeugende Charakterzeichnungen.