Unrealistisches Konzept

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stephanus217 Avatar

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Cosy-crime ist mein bevorzugtes Krimi-Genre. Von daher war meine Freude groß, als ich dieses Bändchen, von einer mir unbekannten Autorin, in die Hände bekommen habe. Besonders gespannt war ich, nachdem ich festgestellt habe, dass es sich zuden um ihren ersten Krimi handelt, der auch noch als Beginn einer neuen Reihe konzipiert wurde. Darüber hinaus ist das Tessin als Handlungsort eines Regional-/Urlaubskrimis bestens geeignet. Und last but not least versprach der Klappentext ein unübliches, interessantes Konzept.

Worum geht’s?
Moria Rusconi stammt aus Montagnola, einem kleinen Nest nahe Lugano im Tessin. Sie arbeitet eigentlich als Übersetzerin in Frankfurt. Um ihren erkrankten Vater zu unterstützen und ihre kürzliche Trennung zu verarbeiten, kehrt sie aber in ihr Heimatdorf zurück. Da ereignet sich ein brutaler Mord und Moria wird vom leitenden Gerichtsmediziner, bei dem es sich um ihre Jugendliebe Luca handelt, als Dolmetscherin zu den Ermittlungen zugezogen. Die Ermittlungen gestaltet sich, insbesondere unter den sehr speziellen Dorfbewohnern, allerdings als schwierig. Gelingt die Aufklärung? Hat die alte Liebe eine neue Chance?

Wie war´s ?
Obwohl nach der Lektüre des Klappentextes eine ungewöhnliche Story zu erwarten war, muss ich sagen, dass leider deutlich übertrieben wurde. Da wird eine behördenferne Person, die eigentlich im Ausland als Übersetzerin tätig ist, von einem Gerichtsmediziner in Mordermittlungen einbezogen. Das ist abstrus. Dass das erforderlich war, um bei den Vernehmungen der Dorfbewohner als Dolmetscher zu fungieren, ist genauso abstrus. In der Gegend von Lugano herrscht zwar ein babylonisches Sprachengewirr, das ist wohl richtig, aber dass die Bewohner einen Dolmetscher benötigen, um miteinander zu kommunizieren, ist maßlos übertrieben. Dieser Eindruck überlagert leider das gesamte Lesevergnügen.
Da hilft es auch nicht, dass die Geschichte für einen cosy-crime ziemlich temporeich erzählt wird und die Sprache sehr eingängig und angenehm daher kommt.
Schließlich hat mich auch das Ende nicht recht überzeugt; resultiert die Aufklärung eben nicht aus logisch nachvollziehbarer Ermittlungsarbeit über die gesamte Story hinweg, sondern letztlich aus einem „Zufall“ auf den letzten paar Seiten.

Dennoch war die Lektüre insgesamt recht unterhaltsam - eine etwaige Fortsetzung reizt mich aber nicht.