Hier ist Schweigen Silber

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emmmbeee Avatar

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Martin will seinem Leben ein Ende setzen, was aber ein Unfall ganz in seiner Nähe verhindert: Auf der Fahrt zu ihrer Mutter überschlägt sich Alexandras Auto. Martin leistet erste Hilfe, deckt die Verletzte mit seinem Mantel zu und verschwindet vorzeitig. Doch der Abschiedsbrief an seine Geschwister steckt in der Manteltasche. Deshalb ist er gezwungen, Kontakt mit Alexandra und ihrer Mutter Martha aufzunehmen. Weil er es nicht wagt, mit der Wahrheit herauszurücken, kommt es zu einer Reihe von Verwirrungen, in denen der Leser ihm zurufen möchte: «Jetzt red doch endlich!» Er verliebt sich in Alexandra – Überraschung! – und eigentlich hat sein Leben nun längst einen neuen Sinn bekommen und der geplante Selbstmord ist längst in weite Ferne gerückt, doch kann er durch seine Ausreden ihr Vertrauen nicht so leicht gewinnen, auch weil er durch sein Bussverhalten wie ein Bettler daherkommt.
Alle Personen sind offenbar an einem Krisenpunkt angelangt, und ihre Emotionen werden von der Autorin farbig und plastisch dargestellt. Die Figur der Martha (Alexandras Mutter) ist mir besonders nahegegangen, denn sie ist warmherzig und tut das Richtige. Auch habe ich mich teils in ihr gefunden, und sie verkörpert das, was uns Frauen oft bewegt und umtreibt. Nahegehend ist natürlich auch Martin, der sich zu Beginn der Story am Ende wähnt und nicht mehr leben will. Er scheint mir die zweite starke Persönlichkeit im Buch zu sein.
Sympathisch ist mir der eher ausgefallene Schauplatz Luxemburg. Mir gefällt auch, dass jedes Kapitel mit Datum versehen ist, sodass man sich gut orientieren kann und nach einer Lesepause weniger leicht den Faden verliert.
Das Werk ist jedoch etwas überladen mit Ausschmückungen, die Verwicklungen wirken eher harmlos, einige Klischées bevölkern die Geschichte. Sie enthält zu viele märchenhafte Züge, die nicht unbedingt in einen Roman passen, ihn fast zur Schnulze machen und etwas abwerten. So richtig gefesselt hat mich das Buch trotz eines flüssigen Stils nicht, auch weil es einige unnötige Längen hat.