Loslassen und neu starten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
aitutaki Avatar

Von

Die Geschwister Ruth und Maria (bzw. Gloria), stehen im Mittelpunkt des neuen Buches von Ildikó von Kürthy. Vor 15 Jahren, anlässlich der Hochzeit von Ruth mit Karl, kam es zum Zerwürfnis der beiden Schwestern und seither haben sie sich nicht mehr gesehen oder gesprochen. Das sollte nach Meinung von Ruth auch so bleiben. Doch dann findet sie beim Einkaufen im Drogeriemarkt ein vergessenes Foto – darauf ihr Ehemann auf frischer Tat ertappt beim Seitensprung. Für die unsichere Ruth bricht eine Welt zusammen und sie verlässt Hals über Kopf ihr zu Hause in München und fährt zur einzigen Zufluchtsstelle, die sie kennt – ihre Schwester Gloria in Hamburg. Ruth kämpft während der Fahrt und auch danach mit der ganzen Gefühlspalette von Zorn, Traurigkeit, bis hin zu grossen Selbstzweifeln.

Aber auch ihre Schwester Gloria hat den Grund ihres Zerwürfnisses nicht vergessen. Obwohl ihr Haus für alle offen steht, insbesondere für ihren alten Freund Rudi, der hier seine letzten Lebenstage im Haus Ohnsorg verbringt, ist ihr persönlicher Konflikt mit der Schwester noch immer ungelöst. Stets war sie diejenige in der Familie, die um freie Meinungsäusserung und Respekt gekämpft hat, sehr zum Missfallen der anderen Familienangehörigen.

Doch dann wird alles noch viel schlimmer im Haus Ohnsorg. Glorias guter Freund Erdal – exzentrisch, selbstironisch und warmherzig, bringt seine Cousine Fatma und dessen pubertierende Tochter mit ins Haus Ohnsorg und das Desaster ist komplett.

Wie immer ist der Schreibstil von Ildikó von Kürthy sehr beschwingt und humorvoll, aber es werden auch ernstere, nachdenklichere Seiten aufgezeigt und beleuchtet. Für meinen Geschmack war der Komplott der Story etwas gar weit herzogen und das Mass an Zufällen zu arg strapaziert. Bezaubernd fand ich zudem die wunderschönen Illustrationen von Peter Pichler.

Alles in allem hat mich das Buch trotzdem bestens unterhalten.