Ein innovativer Retro-Roman

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route66 Avatar

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Das erste Buch, das ich von Gabrielle Zevin lese und direkt ein Volltreffer. Als Kind der 80er/90er Jahre kann man sich diesem Nostalgiestrom zurück in die frühe Konsolen- und Zockerzeit gar nicht entziehen. Das Gefühl, die alten Computerspiele zu spielen, ist direkt wieder da. Und sich mit den Anfängen der Spieleprogrammierung der beiden Hauptfiguren zu beschäftigen, ist auch für ältere oder jüngere Leser total spannend.
Es geht um Sam und Sadie, die sich im Krankenhaus kennenlernen und dort über PC-Spiele kennenlernen. Jetzt, Mitte der 90-er Jahre, studieren beide an derselben Uni und beschließen gemeinsam Spiele zu entwickeln.
Was mir wirklich gut an dem Roman gefallen hat, ist die Abbildung des künstlerischen Prozesses der Spieleentwicklung. Das war extrem gut beschrieben, sodass man die hier entwickelten Spiele, obwohl man sie ja nie selbst gesehen hat, trotzdem genau kennt. Der Roman ist voller Anspielungen, selbst die Einteilung der Kapitel birgt Überraschungen. Die Experimentierfreude von Gabrielle Zevin finde ich klasse; sie hat sich hier einiges einfallen lassen, was ich so noch nie gelesen habe.
Ich mochte die Charaktere im ersten Teil des Buches sehr, von manchen war ich dann später nicht mehr so ganz überzeugt, beziehungsweise konnte ich ihre Art schwer nachvollziehen. Aber das ist ja an sich nichts Schlechtes. Trotzdem hatte das Buch für mich in der zweiten Hälfte ein paar Längen und ich habe es nicht mehr ganz so mitreißend empfunden. Am Schreibstil selbst lag das nicht, der war durchweg gut, durchweg erfrischend und unterhaltsam.
Letztendlich kauft man mit „Morgen, morgen und wieder Morgen“ ein gutes Stück Nostalgie und Retro-Feeling. Wem das absolut nicht gefällt, hat wahrscheinlich nicht ganz so viel Spaß an dem Buch, aber kann trotzdem eine tolle Geschichte lesen. Und für alle anderen: Das Buch lieber gleich heute, heute, und wieder heute lesen.