Eine Liebesgeschichte, die eigentlich gar keine ist

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hannixreads Avatar

Von


„Weißt du, warum ich ein Spiel entwickeln will? (…) Es ist ganz einfach. Ich möchte etwas erschaffen, was die Leute glücklich macht.“ (S. 107).
Sadie und Sam lernen sich im Krankenhaus kennen. Als sie gemeinsam Super Mario Bros spielen, redet Sam das erste Mal seit sechs Wochen. Sadie soll ihn regelmäßig besuchen kommen, sodass er zu ihrem gemeinnützigen Projekt wird.
Sie streiten sich, leben sich auseinander, doch eines bringt sie immer wieder zusammen: Ihre Liebe zu Videospielen. Während der Uni-Zeit programmieren sie ihr erstes Videospiel, Ichigo. Unterstützt werden sie dabei von Sams Mitbewohner Marx. Von da an sind die drei eine geschworene Einheit.
„Marx war Marx, damit Sam und Sadie Sam und Sadie sein konnten.“ (S. 438) Und dies zieht sich durch den ganzen Roman. Seite um Seite werden die Charaktere vielschichtiger und bekommen mehr Tiefe, sodass man zum Schluss das Gefühl hat, echte Menschen kennengelernt zu haben. Aufgrund der ganzen Pop-Kultur Referenzen wirkte alles so echt. Ich war traurig, als ich das Buch beendet habe und wusste, dass ich all die Videospiele, die Sam und Sadie in den Jahren programmiert und produziert haben. All das war Gaming-historisch so gut eingebettet, dass man das Gefühl hatte, all das ist genau so passiert.
Der Roman ist sehr realistisch erzählt. Alle Emotionen fühlen sich echt an. Die Charaktere fühlen sich echt an. Ichigo, das Spiel, wurde so detailverliebt beschrieben, dass es sich echt angefühlt hat.
Es ist schwer, den Effekt, den dieser Roman auf mich hatte, in Worte zu fassen. Ich habe das Gefühl, alles was ich schreibe, wird dem nicht gerecht, weil ich nicht widergeben kann, wie besonders es war, Sam und Sadies Leben begleiten und dabei zusehen zu dürfen, wie sie ihre Wege gehen. Und das alles ist wahnsinnig emotional.
Diesen Roman muss man gelesen haben, um zu verstehen, was Literatur in einem Menschen bewegen kann. Gabrielle Zevin hat das Zeug dazu, eine große Autorin der heutigen Zeit zu werden.


Zum Schluss noch ein kleines Zitat, das ein wenig spoilert (also: ACHTUNG, SPOILER), aber den Trope „right person, wrong time“ absolut verkörpert: „Vielleicht habe ich dich früher mal geliebt. Und du wirst mir immer etwas bedeuten, aber wir passen nicht zusammen. Das weiß ich schon seit Jahren.“ (S. 361)