Eine wundervolle literarische Überraschung

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azyria_sun Avatar

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Worum geht’s?
Nach einem Unfall, bei dem seine Mutter verstarb, ist der kleine Sam mit mehrfachem Bruch im Fuß im Krankenhaus. Er isoliert sich und redet mit niemandem. Sadie, deren Schwester an Krebs erkrankt ist, findet über Computerspiele einen Zugang zu ihm und die beiden freunden sich an. Eine Freundschaft, die der Auftakt zu etwas ganz Großem sein soll.

Meine Meinung:
„Morgen, Morgen und wieder Morgen“ von Gabrielle Zevin ist ein Roman, der mich mehr als überrascht hat! Ich muss zugeben, als Nicht-Gamer hatte ich anfangs etwas Angst, dass mir das Buch zu fremd sein könnte, aber die Autorin hat mich mehr als einmal vom Gegenteil überzeugt. Durch die Spiel-Teile kam eine schöne Leichtigkeit in das Buch, die ich nie erwartet hätte. Auf der anderen Seite war es tiefgründig und philosophisch und ja, es war für mich auf gewisse Weise eine Art Wohlfühlroman.

Wir lernen zunächst Sam und Sadie kennen. Sadie, die aus einer reichen Familie kommt und scheinbar alles hat, was man sich wünschen kann. Sam, der vom Schicksal schwer getroffen ist und sich dennoch durchs Leben kämpft. Zwei total unterschiedliche Charaktere, die aber eine wunderbare Freundschaft verbindet. Später kommt noch Marx hinzu, ebenfalls ein außergewöhnlicher Charakter der es schafft, mit seiner positiven Art in allen das Gute hervorzurufen. Menschen zu verbinden. Projekte zum Erfolg zu führen. Daneben haben wir noch deren Familienmitglieder, die mir ebenfalls schnell ans Herz gewachsen waren, insbesondere die Großeltern von Sam, die beiden muss man einfach lieben!

Das Buch selbst spielt über einen Zeitraum von geschätzt 20 Jahren. Wir erleben mit, wie sich Sam und Sadie kennenlernen, aus den Augen verlieren und 10 Jahre später wiedertreffen, was den Grundstein für ihre Karriere in der Spielebranche legt. Dabei ist der Fokus der Autorin bei den Spielen nicht auf diesen selbst, sondern die Spiele sind m.E. für die Protagonisten eine Art Therapie; mit ihrer Hilfe verarbeiten sie ihre Schicksalsschläge. Und von denen gibt es einige. Hier war ich absolut begeistert, wie tiefgründig und emotional die Autorin diese darstellt. Krankheit, Verlust, Tod – es war unglaublich ergreifend. Ein so vielseitiges Buch habe ich selten gelesen! Und auch die Kraft der Freundschaft hat die Autorin herausgestellt. Wahre Freundschaft, die mit allem zurechtkommt, die alles überwinden kann. Eine Freundschaft, die tiefergeht als manche Liebe. Dann immer wieder die Rückblenden in die Vergangenheit – ich war wirklich fasziniert! Und das Buch endet genauso, wie ein solches Buch enden muss: Wie im Spiel bekommt man die Chance auf einen Neustart. Mir hat das Buch mehr als gut gefallen und von mir daher eine ganz klare Leseempfehlung an alle, die tiefgründige Leichtigkeit mögen und für mal etwas anderes offen sind!

Fazit:
Gabrielle Zevin hat mich mit ihrem Roman „Morgen, Morgen und wieder Morgen“ absolut überrascht – und zwar positiv. Meine anfängliche Angst, als Nicht-Gamer nicht so gut in das Thema zu kommen, war absolut unbegründet. Im Gegenteil: Das Buch hatte eine solche Intensität an Emotionen, die in den Teilen über die Spiele eher therapeutisch verarbeitet wurden, so dass es für mich zu einem absoluten Pageturner wurde. Ich mochte die Charaktere. Die Schicksale der Protagonisten waren absolut ergreifend dargestellt. Die Freundschaft zwischen Sam und Sadie war einfach nur schön. Das Buch hatte eine wundervolle Leichtigkeit gepaart mit einem unheimlichen Tiefgang. Und das Ende war aus Sicht einer Gamer-Welt wirklich perfekt gewählt.

Ganz klare 5 Sterne von mir!