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designatedguys Avatar

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Als Sam das erste Mal auf Sadie trifft, befinden sie sich in einem Spital. Sadies Schwester ist an Leukämie erkrankt, Sams Bein ist völlig demoliert. Wir befinden uns in den 80er, 90er Jahren in den USA, wo die Medizin teuer und die Forschung noch nicht so weit ist. Sam ist ein ruhiges Kind, introvertiert, aber irgendwie schafft Sadie es trotzdem, ihn zum Reden zu bringen. Zirka zehn Jahre später treffen sie erneut aufeinander – als sie beide zum Studieren LA hinter sich gelassen haben. Sam ist in Harvard, studiert Mathematik, obwohl er es hasst, aber irgendwie muss er halt sein Geld reinbringen, und Sadie studiert am MIT, besessen von dem Gedanken, allen zu zeigen, dass sie keine Quoten-Studentin ist, sondern eine Koryphäe. Beide interessieren sich seit ihrem ersten Aufeinandertreffen für Videospiele, und so liegt der Gedanke nahe, gemeinsam zu Programmieren. Doch das Spiel, das sie programmieren, wird ein voller Erfolg – Ichigo ist der Grundstein für ihre Zukunft, aber auch für ihre Probleme …

Es ist schwierig, die Handlung zusammenzufassen, denn bei diesem Werk handelt es sich eher um Kunst, als um ein normales Buch mit Spannungsbogen und klar definierten Handlungssträngen. Erzählt wird die gesamte Geschichte von Sam und Sadie, angefangen bei ihrem kindlichen Aufeinandertreffen, bis zum ersten gemeinsamen Spiel und darüber hinaus. Es beschreibt ihre Freundschaft, die durch dick und dünn geht, manchmal einseitig ist, manchmal toxisch ist, manchmal anstrengend ist und manchmal sehr schön ist. Hier gehts weiter: Kaum ein Buch wurde im letzten Jahr so gelobt, wie dieses, was ich zu einem gewissen Teil sehr gut verstehen kann. Zevin schreibt packend, mit der Angewohnheit, immer wieder einen Zwischensatz einzustreuen, der all das, was man sich im Kopf zusammenreimt, wieder zunichtemacht.
Immer wieder gibt sie Ausblicke auf die Zukunft, lässt sich aber genug Zeit, die Vergangenheit zu beschreiben. Die Zeit, in der Sam und Sadie zueinander finden, Programmieren, sich ihre Freundschaft immer tiefer gräbt und die beiden mit ihrem dritten Kollegen ein richtiges Dreigespann werden, fand ich super.
Doch dann ging es für mich sowohl spannungstechnisch, als auch durch das Geschriebene irgendwie bergab. Nach rund zwei Dritteln war für mich irgendwie die Luft raus; es wurde konfus und unzusammenhängend und auf einmal war dieser besondere Suchtfaktor weg.
Vielleicht war es Kunst auf einem Level, das ich nicht verstanden habe, aber das letzte Drittel konnte mich einfach nicht abholen. Ich habe keine Emotion gespürt, es ging mir nicht nahe, obwohl das Passierte wirklich heftig ist. Sadie war mir sehr fremd, oft verhielt sie sich für mich einfach unlogisch. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich den Ausflug in die Gaming-Welt der 90er Jahre wirklich interessant fand, das Buch für mich aber gerade im letzten entscheidenden Drittel den Reiz verlor und Spannung einbüßte. So verbleibe ich mit gemischten Gefühlen. Dennoch empfehle ich euch das Buch, denn das Leseerlebnis war trotz allem sehr einzigartig, auch wenn ich nicht alles gut fand. Doch gerade aufgrund dieses Denkanstoßes blieb mir das Buch in Erinnerung.