Intensiv mit einer gewissen Leichtigkeit

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addicted2books_ela Avatar

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Ich bin einfach wirklich tief beeindruckt, wie Gabrielle Zevin hier den Zeitgeist einer ganzen Subkultur in einen Roman zusammenfasst.
Die Autorin hat einen sehr eindrucksvollen und kraftvollen Schreibstil, der aber im gleichen Moment ihre Charaktere unheimlich zerbrechlich wirken lässt.
Was wirklich seltsam für mich war, ich bin durch die Seiten geflogen und das obwohl es ein Roman der leisen Töne ist.

Ich liebe das Setting, denn es geht um einen Freundeskreis und Videospiele und es wurde definitiv grandios von Gabrielle Zevin umgesetzt. Auch wenn die Spiele nicht in der Zeitdekade entstanden sind. Aber das klärt sie am Ende der Geschichte auch auf. Allerdings fand ich dies nicht schlimm, weil es Spiele waren, die ich kannte und teilweise auch sehr liebe.
Da ich Mitte der 90er Jahre 18 Jahre alt war, habe ich mich sofort in diese Zeit zurückversetzt gefühlt.

Im Grunde geht es in dem Buch um Sam und Sadie. Beide Charaktere sind so grundsätzlich unterschiedlich und dennoch verbindet sie etwas.
Dieser Roman ist einfach so nah an der Realität, wie sich Freundschaften zwischen Menschen entwickeln und vor allem wie sich eine unerwiderte Liebe (im romantischen Sinn) sich auf die gesamte Gruppendynamik auswirkt.

Die Geschichte zeigt auch, wie sich Freundschaften entwickeln im Lauf der Zeit. Vor allem, dass auch immer dieses Gefühl der Liebe, die wir für unsere Freunde empfinden verändert.
Denn wir selber verändern uns: Wir werden älter oder durch Schicksalsschläge wie Krankheit oder traumatische Ereignisse. All das verändert nicht nur unser Selbst, sondern auch unsere Beziehungen zu unseren Freunden.

Diese Komplexität wird in dieser Geschichte von Gabrielle Zevin mit einer Leichtigkeit erzählt, die so intensiv ist, dass mir das Buch einfach komplett durch und durch ging. Denn es ist einfach das, was auch ich im realen Leben teilweise erlebt habe.
Die Autorin erzählt es komplett emotional ohne dabei zu kitschig zu werden.

Es gibt auf der Seite 162 eine Textstelle, die mich wirklich berührt hat und die die Tiefe des Romans erahnen lässt.

- „Hi“ sagte Sam, ohne den Kopf zu heben. „Du kannst zugucken, wenn Du willst. Ich spiele nur das Leben zu Ende.“
„Das ist eine sehr gute Philosophie.“ sagte Anna. Sie versuchte sich auf das Spiel zu konzentrieren und die herannahenden Sirenen auszublenden. -

Und ist es nicht das , was wir jeden Tag versuchen? Dieses Leben in vollen Zügen so gut wie möglich zu leben und zu versuchen, das drohende Unheil auszublenden. Auch wenn wir wissen, dass es kommen wird, weil wir die Sirenen schon hören.
Das ist auch das , was ich für mich aus diesem Buch mitnehme.

Ich liebe Popart und somit das Cover.

Fazit

Morgen, Morgen und wieder Morgen ist ein Roman, der mit einer Leichtigkeit so viel gibt. Auch wenn man je tiefer man eintaucht, so viele „Aha“ Momente hat. Eine Geschichte, die das Leben widerspiegelt und einfach so wie es ist. Ohne etwas zu beschönigen oder zu verbergen.
Ich bin tief beeindruckt und vor allem hat Gabrielle Zevin den Zeitgeist einer Generation eingefangen, die durch kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse geprägt ist.
Es ist auch eine Gesellschaftsstudie, die ehrlicher und realistischer nicht sein kann.
Für mich ein echtes Highlight und ich werde garantiert noch weitere Bücher der Autorin lesen. Ihr solltet es auch tun.