Interessanter Einblick, aber etwas steril

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merkurina Avatar

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Da mich das Cover so gar nicht angesprochen hat und die Zusammenfassung einen Ausflug in die Welt der Computerspiel-Designer:innen ankündigt, hätte ich die Leseprobe fast nicht gelesen. Als ich es dann doch tat, sprach mich die Eingangsszene im Krankenhaus so an, dass ich das Buch lesen wollte. Als ich es nicht zugelost bekam, habe ich es mir selbst besorgt.
Unterm Strich war die Lektüre ein wirklich interessanter Einblick in eine Welt, mit der ich wenig zu tun habe. Die Anspielungen auf verschiedene Arten von PC-Spielen, Entwicklungsstufen usw. konnte ich deswegen auch überwiegend nicht einordnen. Allerdings besteht das Buch aus einigem mehr: Genauso werden Anleihen in der Literatur längst vergangener Zeiten genommen, bei Shakespeare, Homer, Emiliy Dickinson usw. Und zahlreiche zeitgenössische Themen der jungen US-Intellektuellen ab den 1990er Jahren werden ganz selbstverständlich mitverhandelt: Bi- und Homosexualität, diskriminierende Klischees, auch die selbstverständliche Maskulinität der Gamer-Welt. Der Roman bewegt sich rückhaltlos zwischen analoger und digitaler Welt, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen existenziellen Themen und Schmerzen und strukturierter, akribischer Arbeit. Und er ist in all dem auf Dauer dann doch reichlich "nerdig", irgendwie aseptisch. Von Gefühlen wird eher auf der Ergebnis-Ebene (Kontaktabbruch etc.) berichtet, als dass sie literarisch hervorbrechen. Und als Gefühls- und ThemenBERICHT ist das Buch, das wirklich außergewöhnliche Einblicke eröffnet, dann letztlich vielleicht einfach etwas zu lang.