Wunderbar nerdige Comming-of-age Geschichte

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katzenminze Avatar

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Sam und Sadie lernen sich als Kinder an einem eher ungewöhnlichen Ort kennen: Sam ist nach einem Unfall und der folgenden komplizierten Verletzung am Fuß im Kinderkrankenhaus und weigert sich seit Wochen mit jemandem zu sprechen. Sadie ist mit ihrer krebskranken Schwester dort und oft auf sich allein gestellt, da alle Aufmerksamkeit der Genesung der Schwester gilt. Im Aufenthaltsraum treffen die beiden beim Super Mario zocken aufeinander und verstehen sich auf Anhieb blendend.

Als Studenten nähern sich die beiden ungleichen Freunde nach einer Zeit der Funkstille wieder an und beschließen, ein Spiel zu programmieren. Von klein auf war das ihre gemeinsame Leidenschaft und Sam ist überzeugt, dass sie Großes leisten können. Und er soll recht behalten!

Bei diesem Roman haben mich Themen wie Figuren gleichermaßen fasziniert. Ich mag Computerspiele und die vielfältigen Möglichkeiten, die diese bieten. Das, sowie der Prozess der Entwicklung, des Designens, der Kreativität und die Frage nach Erfolg oder Misserfolg kommen im Roman wirklich gut rüber!

Genauso gelungen sind aber die Figuren, die den Roman bevölkern. Dabei hat mich besonders Sam sehr begeistert. Er liebt seine Freunde sehr, tut sich aber schwer, wenn es um Gefühlsäußerungen geht. Seine Probleme und vor allem seine chronischen Schmerzen macht er lieber mit sich selbst aus. Er will niemandem zur Last fallen. Da er in anderen Situationen aber forsch, offen und direkt auftritt und jahrelange Übung im runterspielen seiner Schmerzen hat, wird er oft falsch eingeschätzt. Seine Entwicklung im Laufe der Geschichte hat mir sehr gefallen. Ebenso die Schilderung seiner Behinderung, die - wenn man Betroffenen glauben darf – on point ist.

Bisher nur Positives also, aber warum dann keine 5 Sterne? Ich hätte diesen Roman wirklich so gerne noch mehr geliebt. Aber die Entwicklung, die Sadie im Verlauf des Romans genommen hat, hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ihre Versteifung auf eine nicht vorhandene Kränkung mag vielleicht realistisch sein. Die Entwicklung der Freundschaft von Sadie und Sam ist es wahrscheinlich. Aber ich war irgendwann so genervt von ihr und hätte mir gewünscht, dass sie ihre Fehler einsieht, dass ihr jemand sagt, wie blöd sie sich in meinen Augen verhalten hat. Nur, dass das nicht passiert. So konnte ich für sie einfach kein Mitleid aufbringen und das wäre sicherlich nötig gewesen um die Geschichte bis zum Ende zu lieben.

Trotz meiner persönlichen Problemchen ist „Morgen, morgen und wieder Morgen“ ein toller Roman, der sich in kürzester Zeit wegschmökern lässt. Ein gelungener Mix aus Comming-of-Age und 90er-Jahre-Computernerd-Nostalgie. Er ist auf extrem angenehme Weise queer und beschreibt Freundschaft so schön, dass man weinen möchte. Berührend, spannend, herzzerreißend und humorvoll. Ein wirklich gelungener Roman!