Ein kühles Buch

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westeraccum Avatar

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Ich muss gestehen, dass bei der Rezension dieses Buches zwei Seelen in meiner Brust wohnen.

Die junge Jüdin Lilya kämpft 1946 in einer Untergrundorganisation für die Selbständigkeit Palästinas von den Briten. Doch statt in einen erneuten Kampfeinsatz zu gehen, soll sie in Europa einen verschollenen jüdischen Wissenschaftler suchen, der angeblich 1941 umgekommen ist. Doch sein Bruder ist fest davon überzeugt, dass er noch lebt. So reist Lilya über London ins zerbombte Deutschland und macht sich in Lagern und bei alten Freunden auf die Suche nach dem Mann. Dabei lernt sie den Amerikaner David Guggenheim kennen, der auch auf der Suche ist. Er ist ein Adoptivkind und hat von seiner Mutter nur ein verschwommenes Foto...
Das Buch ist in einem sehr sachlichen Ton geschrieben, Emotionen sucht man - trotz einer kleinen Liebsgeschichte - meist vergeblich. Man erfährt allerdings viel über das Leben im Nachkriegsdeutschland. So wusste ich z.B. nicht, dass auch nach der Befreiung noch Juden in Bergen-Belsen udn anderen Lagern lebten, weil man sich nicht einigen konnte, was mit den vielen tarumatisierten Menschen geschehen sollte. Abarbanell veranschaulicht das Leben 1946 auch durch Fotos, die im Anhang zu finden sind.
Das Buch ist sehr sehr gut für alle, die sich für die Nachkriegsgeschichte mal aus einer anderen Sicht interessieren, denn Lilya blickt von außen auf Deutschland, sie kennt den Krieg und die Verfolgung der Juden nur aus Erzählungen. Trotzdem lässt das Buch mich relativ kalt, die Figuren bleiben blass und Abarbanell haucht ihnen keine Seele ein.

Deshalb leider nur vier Sterne!