Großartiges Panorama einer bewegten Zeit

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enzian Avatar

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Palästina, im Jahr 1946, die junge Jüdin Lilya Wasserfall ist in der Widerstandsorganisation Hagana gegen die britische Mandatsmacht aktiv. Sie wartet auf ihren nächsten Einsatz in Palästina. Plötzlich erhält sie jedoch den Auftrag, den in Deutschland verschwundenen Wissenschaftler Raphael Lind zu suchen. Er soll in einem deutschen Konzentrationslager ermordet worden sein. Doch sein Bruder Elias hat Hinweise darauf, dass Raphael noch lebt. So begibt sich Lilya im zerstörten Nachkriegseuropa auf die Suche nach dem Wissenschaftler. Ihre Reise führt sie von Jerusalem nach London und von dort über München, Offenbach und Berlin in die Lüneburger Heide. In London trifft Lilya einen Arzt, der Raphael kannte und erfährt, dass auch der britische Geheimdienst an ihren Erkenntnissen interessiert ist. Noch sind die Informationen vage und Lilyas Weg führt in das bayerische Camp Föhrenwald. Viele Juden warten hier auf ihre Ausreise in ein anderes Land. Lilya lernt den geheimnisvollen, amerikanischen Offizier David Guggenheim kennen. Ihr Weg auf der Suche nach dem Wissenschaftler führt sie immer weiter und erweist sich als gefahrvoll. Zunächst wird Lilya von einem Unbekannten verfolgt und attackiert, dann wird sie in Berlin bei einem Autounfall verletzt. Wie weit reichen Lilyas Erkenntnisse und wird sie Raphael Lind finden?

Der Debütroman von Stephan Arbarbanell besticht durch die flüssige Schreibweise, der Autor lässt es an Tempo nicht mangeln, der Leser begleitet Lilya von einer Station zur nächsten. Die junge Frau ist als Expertin in Geheimschrift ausgebildet, sie ist intelligent und von ihrem Auftrag überzeugt. Lilya steht sowohl in Palästina als auch in Deutschland zwischen mehreren Fronten und manchmal ist es für sie nicht einfach, festzustellen, wer Freund und wer Feind ist. Ihre Reise durch das Nachkriegsdeutschland ist authentisch und überzeugend dargestellt. Der Autor hat die Geschichte gut recherchiert. Die Figur der Lilya konnte mich dennoch nicht völlig überzeugen, richtige Sympathie kam nicht herüber. Stephan Arbarbanell hat weitere interessante Protagonisten geschaffen, von denen vor allem David Guggenheim beeindruckt. Obwohl es dem Roman insgesamt nicht an Spannung fehlt, sind dennoch einige Stellen langatmig. Die Figur Lilyas hätte mit mehr Leben gefüllt sein können. Richtig überzeugen konnte mich das Buch nicht. An einigen Stellen fehlte es an Tiefgrund, andere wurden zu ausschweifend beschrieben. Zwischendurch erfolgen immer wieder in Kursivschrift Rückblicke in die Vergangenheit Raphaels und seines Bruders, was zum besseren Verständnis des Geschehens beiträgt. Den Abschluss des Buches bilden die einzelnen Stationen von Lilyas Reise. Sie sind anschaulich mit Fotos belegt und kommentiert. Insgesamt handelt es sich um ein durchaus lesenswertes Buch.