Morgenland

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ealwyn Avatar

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1946: Das britisch besetzte Palästina. Schon beim Lesen der Leseprobe ist klar, dass hier ein ganz besonderer Schreibstil vorliegt. Nicht im negativen Sinne auffallend, aber philosophisch, anders. Die Handlung des Buches ist eine Storyline, die Art und Weise, wie es geschrieben ist, birgt noch eine andere. Entweder man liebt oder hasst diese Erzählform. Sie schafft das, was die Nachrichten nicht können: Damit bewirkt die Autorin, dass wir die Menschen hinter dem Krieg und dem Terror sehen. Personen zum Anfassen mit eigenen Gefühlen und Sorgen. Zum Beispiel Lilya, die eigentlich gar nicht in die Sache mit Raphael Lind hineingezogen werden will, aber auch nicht widerstandsfähig genug ist, um sich zu widersetzen. Man spürt die Spannung auf der Haut, sie ist schon allein durch den Rahmen der Ereignisse vorgegeben. Das ständige Misstrauen, das die Menschen einhüllt, weil sie Tag und Nacht mit der Gefahr leben müssen.
Schüsse fallen gleich in der Eröffnungsszene. Dennoch geht es in diesem Buch nicht um Krieg, zumindest nicht vorrangig. Gedanken sind wichtig, Personen und Perspektiven sind es.
Sätze wie "Handelnde unerwünscht" (Zitat) treffen den Kern des Buches und widersprechen ihm dennoch geradezu parataktisch. Dazu eine personale Erzählweise aus Sicht Lilyas. Genial.