Ungewöhnliche und tolle Geschichte aus dem Nachkriegsdeutschland

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waldeule Avatar

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1946 – eine Zeit die literarisch sehr wenig beachtet wird. Diese Lücke füllt dieses Buch und es wurde wohl ganz bewusst diese besondere Übergangszweit zwischen Zerstörung und Hoffnung in Deutschland ausgewählt. Da Lilya Wasserfall, eine junge jüdische Palästinenserin einen verschollenen jüdischen Wissenschaftler sucht, geht es immer wieder um die Situation der überlebenden Juden im Nachkriegsdeutschland. Sie trifft dabei auf unterschiedlichste Personen - Mitglieder der Besatzungsmächte, Hilfsorganisationen und Nazis. Aber es geht nicht nur um die Situation in Deutschland, sondern auch um das Leben in Palästina, das von den Engländern kontrolliert wird und in Sehnsuchtsziel vieler jüdischer Überlebender ist.

Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, wobei es kein Buch für „Nebenbei“ ist. Viele Personen und verknüpfte Fäden erfordern Konzentration und Aufmerksamkeit. Trotz der dringlichen Reise wird nichts überstürzt und die Langsamkeit der dargestellten Zeit habe ich auch beim Lesen empfunden. Ich wurde sogar selbst gegen Ende immer langsamer, da ich nicht wollte, dass dieses schöne Buch endet. Schön fand ich auch das Nachwort des Autors und die Erläuterungen (mit Bildern) zu den Stationen der Reise. Außerdem hat mich das Buch angeregt, etliches nachzuschlagen – sei es die politische Situation in Palästina oder verschiedene historische Persönlichkeiten.

Am wichtigsten ist diese Reise wohl für Lilya selbst, die durch die außergewöhnliche Spurensuche über sich selbst am meisten erfährt. Mir hat diese ungewöhnliche Geschichte sehr gut gefallen. Sie ist unaufdringlich, aber trotzdem sehr kraftvoll und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Buch erzählt viel über Überleben, Weiterleben und Neuanfang, aber auch von Sterben und Verlust.

Fazit: Ein sehr schönes und auf alle Fälle lesenswertes Buch, dem ich viele weitere Leser wünsche. Den Autoren werde ich mir auf alle Fälle merken!