Vermisst, verschollen oder an unbekanntem Ort verscharrt

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mauela Avatar

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Vermisst, verschollen oder an unbekanntem Ort verscharrt. Das ist bittere Realität nach Ende des zweiten Weltkrieges. Soldaten kehren nicht von der Front zurück, Insassenlisten in Konzentrationslagern werden vernichtet, namenlose Leichen werden verscharrt und die Hinterbliebenen versuchen verzweifelt Lebenszeichen ihrer verschwundenen Angehörigen zu finden. In dieser Zeit der Grausamkeit in der gerade der erst Funken Hoffnung auf eine bessere Zukunft keimt, spielt die Geschichte Morgenland des Autors Stephan Abarbanell.

Lily Wasserfall, die in Palästina dem Wiederstand gegen die britische Mandatsmacht angehört, bekommt eine besondere Aufgabe. Sie soll ins zerstörte Deutschland zurückkehren und dort den verschollenen, jüdischen Wissenschaftler Raphael Lind suchen. Obwohl sie die Information hat, dass er in einem Konzentrationslager zu Tode gekommen ist, macht sie sich auf eine lange Reise von Jerusalem über London bis hin ins Deutschland der Nachkriegszeit. Schnell merkt sie, dass ihre Aufgabe das Interesse des britischen Geheimdienstes und auch der amerikanischen Besatzungsmacht auf sich zieht. Hinter ihrer Suche scheint mehr zu stecken, als sie zu Beginn ihrer Reise vermutet hat.

Stephan Abarbanell hat seinen Roman unglaublich gut recherchiert. Er schickt seine Protagonistin an verschiedene geschichtsträchtige Orte und fügt zum besseren Verständnis im Anhang passende Originalaufnahmen mit kurzen Erklärungen an. So reist Lily bei ihrer Suche von London über die Durchgangsstation Camp Föhrenwald in der deutscher Juden auf eine Ausreisegenehmigung nach Palästina hofften, bis hin ins Konzentrationslager Bergen-Belsen in dem die Briten ein notdürftiges Hospital für die überlebenden Juden eingerichtet hatten.
Der Autor schafft es mit seiner sachlich formulierten und trotzdem flüssig zu lesenden Ausdrucksweise die Nachkriegszeit mit all ihrem Leid einzufangen und trotz alledem lässt er den Leser nachdenklich aber nicht deprimiert zurück. Und obwohl es sich um einen Roman handelt, ist die Geschichte mit Informationen über die Nachkriegszeit gespickt, die den Leser näher an das Geschehen heran bringen und ganz in die Geschichte eintauchen lassen. Ein wunderbares Buch über Hoffnung in einer Zeit, in der das Grauen die Welt beherrschte.

Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite.