Was man vermißt

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daphne1962 Avatar

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Morgenland ist die Bezeichnung für den Nahen Osten. Hier beginnt die Geschichte
von Stephan Abarbanell, der Kulturchef beim rbb ist und hier seinen ersten Roman
veröffentlicht.

Israel und Palästina sind noch von den Engländern besetzt und die Untergrundkämpfer
wollen eine Staatengründung in Palästina. Wir schreiben das Jahr 1946. Zu diesen
Untergrundkämpfern gehört auch Lilya Wasserfall. Unerwartet wird sie allerdings
nach Deutschland geschickt, um einen jüdischen Wissenschaftler Raphael Lind zu finden.
Der Auftrag kommt von dessen Bruder Elias Lind. Dieser hatte die Nachricht von den
Engländern in Palästina erhalten, sein Bruder sei in einem Konzentrationslager verstorben.
Der Bruder will sich damit nicht zufrieden geben und braucht die Gewissheit, ob er einer
Lüge aufgesessen ist oder nicht.

Die Reise, die Lilya von nun an unternimmt geht zunächst nach London und dann nach
Föhrenwald in Bayern, weiter nach Offenbach zum Archiv Depot der US-Army, dann
ins geteilte Berlin und dann in ein Kibbuz nach Nürnberg und zum Schluß nach
Bergen-Belsen. Sie verfolgt eine gefährliche Spur im Nachkriegsdeutschland.

Das ist das interessanteste an dieser Geschichte. Der Autor hat hier sehr penibel beleuchtet,
wie die Menschen und ganz besonders die jüdischen Bürger befreit wurden und ohne Perspektive
anfingen ihren Platz in der Gesellschaft wieder zu finden. Auch die Suche und Zusammenführung
von Familienmitgliedern und das Sicherstellen von konfiszierten Büchern und Wertgegenständen
hat bisher kaum ein Autor in einen Roman verpackt. Wie viele Menschen hier für die Hilfe
eingesetzt wurden, alles wieder ihren Besitzern zuzuordnen. Sofern sie noch zu finden waren.

Etwas fehlte mir aber für einen fünften Stern. Der Zwang hier eine geschichtlich gute Spionage-
Geschichte zu kreieren gepaart mit einer Liebelei fand ich dann doch zu glatt gestrickt. Das war dann
doch zu leicht zu durchschauen und nahm ein wenig die Spannung. Es gab hier sehr viele
interessante Begegnungen, die Lilya auf ihrer Suche gemacht hat, das hätte der Autor
etwas mehr intensivieren sollen. Einige Figuren blieben zu blass im Raum stehen.

Die Fotos am Ende des Buches fand ich äußerst gut in Szene gesetzt und waren sehr hilfreich.
Dieser Roman benötigte volle Aufmerksamkeit, aber war dennoch Wert gelesen zu werden und
hat mich geschichtlich unterhalten.