Alles hat seine Geschichte – nichts geht hier verloren

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borstelmaus Avatar

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Schon jeder hat einmal etwas verloren. Das fängt bei kleinen Dingen an, von etwas Geld über Schlüssel bis hin zur großen Liebe. Manches findet sich wieder und das Leben geht weiter, auf andere Dinge muss man von dem Zeitpunkt des Verlustes an verzichten und nichts ist mehr wie vorher.

So auch in diesem Debütroman von Ruth Hogan. Anthony Peardew verlor nicht nur das Liebste, was er hatte, seine Verlobte Therese, sondern auch die wertvollste Erinnerung an sie, ein kleines Medaillon, welches ihm Therese einst schenkte. Seit diesem Tag besteht sein einziger Sinn im Leben darin, verlorene Gegenstände jeder Art aufzuheben, ihnen eine Geschichte geben und sie zu archivieren. Ebenso bietet er der jungen Laura, die nach einer gescheiterten Ehe ihren Halt im Leben verloren hat, nicht nur eine Stelle als Haushälterin und persönliche Assistentin, sondern auch Sicherheit und Geborgenheit in seinem wundervollen Haus. Dort kommt sie wieder zur Ruhe und kann auftanken. Diese Sicherheit gerät allerdings schnell ins Wanken, als Anthony Peardew stirbt. Zu ihrem großen Erstaunen hat er ihr nicht nur das Haus, sondern auch eine damit verbundene, wichtige Aufgabe vermacht. Alle bisher von ihm gesammelten Fundstücke sollen ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden, eine schier unlösbare Aufgabe. Dazu gesellen sich noch Sunshine, ein liebenswertes Mädchen mit Handicap aus der Nachbarschaft, sowie der Gärtner Freddy und gemeinsam stellen sie sich dieser gewaltigen Verantwortung. Dabei entsteht so manch witziger Dialog zwischen den dreien, allerdings gibt es auch das eine oder andere Missverständnis. Zwischendurch wird zu einigen Fundsachen die jeweilige Hintergrundgeschichte erzählt, gut erkennbar an einer veränderten Schriftart.

Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Bomber und Eunice, er ist ein bekannter Verleger und sie tritt eine Stelle als Assistentin bei ihm an. Daraus entwickelt sich im Laufe der Jahre eine Freundschaft, bis hin zu Liebe. Wie ist dieser Strang mit Anthony und seiner Therese vereinbar? Gleich zu Beginn wird ein kleiner Hinweis darauf gegeben, die Auflösung erfolgt dann aber erst ganz zum Schluss des Romans.

Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, mit teilweise rührend altmodisch wirkenden Figuren, es geht um Freundschaft und Liebe in ihren diversen Facetten. Besonders die „Beziehung“ zwischen Bomber und Eunice, erst etwas befremdlich für mich, geht zum Ende richtig ans Herz.

Eher unpassend fand ich die Unterstützung von Therese in Form von übersinnlichen Elementen, die das Trio um Laura, Freddy und Sunshine auf eine bestimmte Fährte bringen soll. Auch Sunshine hat für meinen Geschmack zu viele Fähigkeiten in dieser Richtung.

Trotzdem hat der Roman das Herz und die Gefühle angesprochen und verdient es, mit Genuss gelesen zu werden.