Ein Wohlfühlroman vom Hüten und Zurückgeben verlorener Dinge und so viel mehr…

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blomster78 Avatar

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Seit dem frühen Tod seiner Verlobten, Therese, und dem zeitgleichen Verlust eines sie miteinander verbindenden Medaillons sammelt Anthony Peardew verlorene Dinge. Im Arbeitszimmer seines viktorianischen Hauses „Padua“ - voller „Regale und Schubladen, Regale und Schubladen, Regale und Schubladen“ - archiviert er alle diese Dinge akribisch mit dem Ziel, sie irgendwann dem jeweiligen Besitzer zurückgeben zu können und in der Hoffnung, auch sein Medaillon irgendwann zurückzuerhalten.
Als er stirbt, überträgt Anthony seiner jungen Assistentin Laura die große Aufgabe, die Besitzer der Fundstücke ausfindig zu machen und sein Lebenswerk zu vollenden. Laura erhält hierbei Unterstützung durch den Gärtner Freddy und der mit dem „Daunendrom“ geborenen Sunshine aus der Nachbarschaft.
Der zweite größere Erzählstrang des Romans handelt von Bomber, einem Verleger und Eunice, seiner Assistentin, die eine innige Freundschaft verbindet. Dieser Erzählstrang spielt in einem anderen Zeitrahmen und es ist lange unklar, ob und wie die beiden Hauptstränge zusammengehören. Nach und nach erschließt sich die Lösung und sie hätte nicht schöner sein können.
Die beiden Hauptstränge sind immer wieder unterbrochen durch eingewobene Passagen unterschiedlicher Länge, die die Hintergrundgeschichten zu den verlorenen und gefundenen Gegenständen darstellen. Über einzelne Absätze bis hin zu mehreren Seiten eröffnen sich hierin dem Leser unterschiedliche Aspekte aus der ganzen Schicksalsbreite des Lebens.

Der Schreibstil ist angenehm und bildhaft, nicht altbacken und nicht hochgestochen. Das Buch strotzt nicht vor turbulenter Handlung, es kommt eher „leise“ daher, bedient aber alle Stimmungslagen des Lebens. Gerade deshalb vermag es mich zu begeistern. Die Charaktere sind fein ausgearbeitet, (zumeist) liebenswert und ergänzen sich in grandioser Weise. Den leicht magischen Hauch durch das Vorhandensein von Thereses Geist/Seele empfinde ich als überflüssig; diese Situation hätte ich gerne etwas realitätsnäher gelöst. Sunshines dezente „übersinnliche“ Fähigkeiten empfinde ich als Umschreibung der Hochsensibilität, die man oft bei Menschen mit Down-Syndrom findet.
Rein optisch gefällt mir das Buch gut, wobei ich das Schriftbild nicht ganz optimal finde - kleine Schriftgröße und eng bedruckte Seiten (gebundene Ausgabe).

Fazit: „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ ist ein wundervolles Buch der leisen Töne; es hat mir Einblicke in einen kleinen eigenen Kosmos eröffnet und mich berührt. Mein bisheriges Lesehighlight 2017.