Geschichten die nur das Leben schreiben

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elohym78 Avatar

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Nach ihrer gescheiterten Ehe findet Laura in Anthony Peardew und seinem Haus Padua nicht nur einen Job, der ihr das Leben rettet und finanziert, sondern auch Freundschaft, eine Zukunft und ein Zuhause. Laura arbeitet als Mädchen für alles, kümmert sich liebevoll um den alternden Schriftsteller Anthony, kocht für ihn, führt den Haushalt und erledigt seine Korrespondenz. Nach seinem Tod, bricht eine Welt für Laura zusammen, doch neben seinem Vermögen und Padua, hinterlässt Anthony ihr so viel mehr: Eine Aufgabe und eine Zukunft.

Das Cover zeigt eine aufgeklappte goldene Taschenuhr; der Titel des Buches umrahmt selbiges, was ich eine sehr nette Idee finde. Mich hat das Bild sofort angezogen und neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht, ohne genau sagen zu können, warum im Speziellen. Ich finde es einfach schön und ansprechend.

Ruth Hogan fing mich mit ihren sanften Worten ein. Sie schreibt fast zärtlich und spinnt ihre Geschichte in einen weichen Kokon ein, der schütz, behütet und die teils grausame Wirklichkeit filtert und nicht ganz so hart erscheinen lässt. Sie schildert das Leben Anthony Peardews unglaublich berührend und mitreißend. Zu keiner Zeit fiel es mir schwer, den Handlungen und daraus resultierenden Gefühlsempfindungen zu folgen.

Das Buch ist in zwei Erzählstränge gegliedert. Auf der einen Seite wird das Leben des Verlegers Bomber und seiner Assistentin Eunice geschildert, über mehrere Jahrzehnte. Diesen Teil fand ich eher lebendig und aufregend. Vermutlich gelang Hogan dies dadurch, dass die Einspieler kurz und knapp waren und oft Jahre übersprungen wurden. Um ehrlich zu sein, habe ich lange gebraucht, um den Bezug zu Mr. Peardew zu sehen. Im Nachhinein war es natürlich sofort klar und ich musste über meine Naivität schmunzeln. Ruth Hogan hatte mich mit ihrem Schreibstil so gefesselt, dass ich partout keine Lust verspürte, den Geschehnissen gedanklich vorzugreifen und dann vielleicht in eine völlig falsche Richtung zu laufen.
Auf der anderen Seite geht es um das Leben in Padua und seine Bewohner. Nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau sammelt Anthony Peardew alle möglichen und unmöglichen Sachen: einen Knopf, einen Regenschirm, eine Keksdose mit der Asche eines Verstorbenen, ein Puzzleteil und vieles mehr. Für mich besonders waren die kleinen Einschübe der Geschichten zu den verlorenen Gegenständen. Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Laura, Freddy der Gärtner und Sunshine leben in Padua wie in einer Blase und sind froh darüber. Denn nur in Padua kann die grausame Wirklichkeit sie nicht berühren und bedrohen. Doch irgendwann wird es Zeit, auch der Wirklichkeit Raum zu bieten und einen Schritt in diese Richtung zu wagen.

Mein Fazit
Ein wundervolles Buch. Ich fand es nicht nur unglaublich angenehm zu lesen, sondern es berührte mich auch.