Von Liebe und Hass im tiefen Süden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke17 Avatar

Von

Südstaatenromane gibt es in großer Zahl, und in den meisten wird die üppige Plantagenherrlichkeit in den buntesten Bildern geschildert. Nicht so in Hillary Jordans „Mudbound“, der eine mittellose weiße sowie eine von ihnen abhängige afroamerikanische Familie ins Zentrum setzt. Keine prachtvollen Villen, keine rauschenden Feste, keine Pfirsich-Cocktails. Das wäre aber auch nicht passend, wenn man den zeitlichen Kontext betrachtet, in dem der Roman angesiedelt ist.

Der Zweite Weltkrieg ist vorüber, die Soldaten kehren heim. So auch die beiden Freunde Jamie (Bruder von Henry McAllan) und Ronsel (Sohn der Jacksons), wobei Heimat in ihrem Fall „Mudbound“, eine Baumwollplantage in Mississippi, meint. Das Land gehört dem weißen Ehepaar Henry und Laura McAllan, deren unterstützt werden sie von ihren afroamerikanischen Pächtern Hap und Florence Jackson. Und es ist auch die Erde, die sie gemeinsam bebauen, die diese beiden Familien verbindet. Sie haben zwar unterschiedliche Hautfarben, müssen aber mit den gleichen Unbillen kämpfen, die vor allem Laura zu schaffen machen. Keine Wasserversorgung, keinen Stromanschluss, dafür aber wahlweise je nach Witterung jede Menge Staub und Matsch.

Natürlich erzählt „Mudbound“ von Rassentrennung und Diskriminierung, das ergibt sich schon aus der Wahl des Ortes und der Zeit. Aber es ist auch eine Geschichte über Träume und Sehnsucht, über Stolz und Würde, über Autonomie und Abhängigkeit, und zu allererst über Hoffnung und Freundschaft, die die Rassenschranken überwindet.

Jordan zeigt die Schwierigkeiten auf, die sich aus dem Umstand ergeben, dass eine Gesellschaft zutiefst rassistisch ist und es dem Einzelnen fast unmöglich machen, aus diesem Muster auszubrechen. Vor allem dann, wenn das einzige Unterscheidungsmerkmal die Hautfarbe ist. Wenn man im Krieg Seite an Seite gekämpft hat. Und doch kann dies nicht die unheilvollen Ereignisse verhindern, die den Schlusspunkt des Romans bilden…

Der arme „tiefe Süden“ liefert die Kulisse für Jordans beeindruckenden (Familien-)Roman, der von der amerikanischen Kritik mit Lob überhäuft und mit Preisen ausgezeichnet wurde. Mittlerweile gibt es auch die entsprechende Verfilmung bei einem Streamingdienst, die nicht minder beeindruckend ist und deren Darsteller bereits als Oscar-Kandidaten gehandelt werden.