Sehr lesenswert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
zansarah Avatar

Von

„Mulans Töchter“ beschreibt eine jahrelange Reise durch das moderne China, um der bekannten Heldin Mulan nach zu spüren. Diese wurde durch den gleichnamigen Disney-Film bekannt. Die niederländische Journalistin Bettine Vriesekoop hat nicht nur diese tugendhafte und mutige Heldin beleuchtet, sondern auch andere weibliche Größen in einer Männer dominierten Welt.
Sie hat sich auf die Suche im modernen China gemacht: Frauen aus der neuen Mittelklasse, die sich an historischen Vorbildern orientieren, gleichzeitig aber aus deren konservativen Schatten heraustreten wollen und ihre sexuelle Autonomie einfordern.

Für ihr Buch führte Bettine Vriesekoop zahlreiche Interviews mit Frauenrechtlerinnen, Unternehmerinnen, Prostituierten, Lesben und Wissenschaftlerinnen und entführt den Leser in eine Welt, die den meisten im Westen unbekannt und fremd sein dürfte, und ermöglicht so einen Einblick in die ungeheuren gesellschaftlichen Veränderungen des modernen Chinas. Ihre beeindruckenden Frauenporträts sind eingebettet in einen historischen Rahmen zur Stellung der Frau im Laufe der Jahrhunderte – fundiert und spannend erzählt.
Außer Mulan gibt es noch andere Frauen, die sich gegen die typischen Werte und Normen auf den Kopf gestellt haben. In diesem Werk geht es um Lebenssituationen chinesischer Frauen, ihre gesellschaftliche Rolle und Besonderheiten im Laufe der Geschichte. Die Familienstrukturen haben sich mit der Zeit kaum geändert. Es wurde zwar aus der Großfamilie von 1979 wurde die Ein-Kind-Politik ausgerufen, jedoch führte dies zur Tötung vieler neugeborener Mädchen. Heute muss die chinesische Gesellschaft mit einem extremen Frauenmangel kämpfen. Der Heiratsmarkt ist groß, weswegen junge Frauen aus den Nachbarländern verschleppt werden. Das Rollenverständnis vieler chinesischer Frauen verändert sich nur allmählich. Sie werden gebildeter, jedoch suchen immer noch vielen Eltern auf Heiratsmärkten den Ehepartner ihrer Kinder aus.
Im 21. Jahrhundert werden die westlichen Schönheitsideale übernommen, während viele Beautyprodukte in den asiatischen Ländern entwickelt werden. Auch boomt das Geschäft mit Schönheits-Operationen. Meist werden diese schon mit 16 Jahren durchgeführt. Der Fokus von Schönheit liegt auf dem Gesicht und langen Beinen.
Früher wurden chinesische Frauen nicht nur auf ihre Rolle als Mutter vorbereitet, sondern traditionelle Schönheitsrituale vollzogen. Ein Beispiel in diesem Buch für ein Schönheitsideal sind die sogenannten Lotusfüßchen. Die gebundenen Füße sind nur unter großen Schmerzen und Qualen von den Mädchen und Frauen zu ertragen. Es hat lange gedauert, bis auf ein gesetzliches Verbot auch das endgültige Aus folgte.

Der Epilog ist eine schöne Abrundung und das Glossar gibt wichtige Auskunft über einzelne (chinesische) Begriffe. Sehr schön und kurz ist die Ballade von Mulan geschrieben. Einfach eine Frau mit Weisheit und Klasse.
Der Schreibstil hat mich auf eine Reise in das Leben von Frauen in China mitgenommen. Die Beschreibungen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft sich entwickelt und verändert hat, war sehr interessant und bildlich dargestellt.