Ehrlich und offen

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lady.liebesskeptisch Avatar

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Was zunächst wie eine Mischung aus Teenie-Klischee, öder Pilgerreise und Kitsch-Magnet erscheint, ist doch ganz anders, als nach den ersten Seiten vermutet. Und das ist großartig! Zwar wandern die 80-jährige Liz und der 19-jährige Paul zufällig zusammen einen italienischen Pilgerweg nach, kommunizieren dabei aber so offen und ehrlich, wie ich es selten erlebt habe. Gemeinsames Thema ist dabei im Groben die Identitätssuche, einerseits von Paul, der nach einem traumatischen Ereignis nicht mehr so genau weiß, wer er ist, und andererseits von Liz, die die Vergangenheit akzeptieren möchte und auf ihre letzten Jahre noch einmal das Beste aus sich herausholen möchte. Ein weiteres wichtiges Thema: Homosexualität, in den 50ern und heute.

Dem Autor gelingt es auf unaufgeregte Weise, Gefühle zu vermitteln und tiefe Fragen zu stellen, sodass man auch als Leser*in ins Grübeln kommt. Man begleitet die Protagonist*innen auf einem Lernprozess. Einzig das abrupte Ende hätte meiner Meinung nach noch etwas ausgebaut werden können. Ansonsten: Leseempfehlung!