Eine Geschichte von Liebe, Mut und Verrat

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leseskorpion Avatar

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Paul ist 19 Jahre alt. Sein bester Freund Jonas, mit dem er auch eine kurze Liebesgeschichte hatte, hat ihn vor vier Jahren auf mieseste Art zwangsgeoutet. Seither kommt Paul mit seinem Leben nicht klar. Um wieder in die Spur zu kommen, will er durch Italien wandern. Dort trifft er die 80-jährige Liz, mit der er nach anfänglicher Gegenwehr Freundschaft schließt. Sie erzählt ihm eine Geschichte aus dem Köln der fünfziger Jahre und hilft ihm damit auf den Weg zu sich selbst.

Das Cover hat mich sofort angesprochen, der derzeit ja allgegenwärtige Regenbogen hat sofort verraten, worum es in diesem Buch geht. Auch die Haptik des Buches (Ich hatte noch nie eins in Steifbroschur) gefällt mir sehr gut.

Die Geschichten von Paul und Jonas sowie die von Helmut und Enzo haben mich sofort gepackt, so dass ich das Buch in einer Nachtschicht auf einen Rutsch durchgelesen habe. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil von Hansjörg Nessensohn ist unspektakulär, trotzdem sehr einfühlsam und flüssig zu lesen.

Der Umgang mit homosexuellen Menschen in den 1950-er Jahren im heute so weltoffenen Köln hat mich sehr schockiert. Da hat es doch glücklicherweise seither deutliche Fortschritte gegeben, auch wenn durchaus noch Luft nach oben ist.

Sehr sensibel schildert der Autor die Entstehung der Liebe zwischen Helmut und Enzo und die Zerrissenheit Helmuts, der sich seiner Verlobten Marlene und seiner Familie verpflichtet fühlt und vehement gegen seine Natur ankämpft. Die Schilderung wirkte so authentisch, dass ich mich gefragt habe, ob der Autor in seinem Leben Ähnliches durchgemacht hat.

Besonders gefallen hat mir wie sich die Freundschaft zwischen Liz und Paul entwickelt. Die beiden unterstützen sich nicht nur auf der Wanderung gegenseitig, sondern profitieren auch bei der Bewältigung ihrer Vergangenheit sehr voneinander. Stück für Stück arbeiten sie in ihren Gesprächen die Verletzungen ihres Lebens auf.

Alles in Allem kann ich dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein absolutes Lese-Highlight zu einem Thema, das hoffentlich irgendwann kein Thema mehr, sondern einfach ein Teil unserer Normalität sein wird.