Einfühlsam und hochaktuell

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raschke64 Avatar

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Paul plant, in Italien eine Art Pilgerweg über Assisi nach Rom zu laufen. Diese Idee ist ihm relativ spontan gekommen und so ist er nicht wirklich darauf vorbereitet. Gleich am Anfang lernt er Liz kennen. Die alte Dame ist über 80, relativ flott beim Laufen und hat ihren ganz eigenen Kopf. Die beiden freunden sich schnell an und Paul erzählt ihr von seinen Problemen und dem ungewollten Outing durch einen Freund. Liz wiederum erzählt die Geschichte von Helmut und Enzo, die in Köln der 1950er Jahre spielt. In einer Zeit, in der Homosexualität noch unter Strafe stand.

Das Buch ist hochaktuell und gleichzeitig sehr einfühlsam geschrieben. Am Anfang musste ich mich erst einlesen und fand die Jugendsprache von Paul irgendwie bemüht eingesetzt. Doch im Laufe der Geschichte verliert sich das. Und vor allem die historische Geschichte um Helmut und Enzo ist sehr berührend. Sie zeigt feinfühlig, was homosexuelle Menschen damals durchmachen mussten und wieviel zumindest in Deutschland schon erreicht und verbessert wurde, wenn natürlich auch noch nicht alles in Ordnung ist. Das Nachwort geht auf historische und derzeitige Gesetze ein. Das rundet das Ganze noch ab. Aber die Geschichte selbst spricht für sich.

Nicht ganz so gut gefallen hat mir der Einband des Buches, der aus einer Art dicken Pappe besteht. Das erinnerte mich ein wenig an Billigbücher aus vergangenen Zeiten und rein haptisch gesehen habe ich mich damit nicht so wohl gefühlt.

Rein inhaltlich allerdings gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.